Sämtliche Letzte Worte von Oliver Kalkofe

 
     
  Gib der Quote keine Chance!

Ein lautloser Killer geht um! Keiner hat ihn je gesehen, keiner weiß, wie er aussieht. Aber er tötet erbarmungslos. Sein Name ist Quote, Einschalt-Quote. Er befällt Sendungen und ist quasi der Aids-Virus der Fernsehlandschaft. Kurios: Je weniger er erscheint, desto gefährlicher ist er. Das Heimtückischste an ihm: Es gibt keinen Schutz. Er wird automatisch via Äther übertragen und befällt seine Opfer bei der Erstausstrahlung. Ist der Patient Sendung infiziert, so muss garantiert sein, dass die Quotenkörperchen bei der täglichen Arbeit einen bestimmten Wert nicht unterschreitet - sonst Exitus. Grausam, nicht wahr? Und täglich lesen wir in der Bildzeitung von neuen Opfern: OJE - ELSTNER SCHON WIEDER KAPUTT! OOPS - BECKMANN ZERBRÖSELT! IGITT - CARELL JUCKT DER SACK! Aber erst wenn wir weiterlesen, entdecken wir das wirklich Perfide: Wir SELBST sollen die Quote sein! Das heißt, nicht wirklich wir, sondern inzwischen 4400 repräsentative Wirs, die im Auftrag der GfK (Gesellschaft für Kwotenmessung) als lebender Durchschnitt für uns die Verantwortung übernehmen müssen. Sich ihrer Macht wahrscheinlich nicht bewusst, entscheiden die kleinen Halbgötter in Jogginghosen daheim aus dem Sofa zwischen der dritten Tüte Chips und dem zwölften Furz über Leben und Tod. Gleichzeitig sagen Sie uns, was WIR mögen, denn sie sind Ihre und meine gesetzlichen Vertreter am Messgerät. Wenn ich die Ergebnisse richtig deute, heißt das für mich: Ich liebe Hans Meiser, informiere mich über neue Wörter im "Glücksrad", krieg 'nen Ständer bei Ilona Christen und tanze auf dem Tisch beim "Musikantenstadl". Mhm... war mir noch gar nicht aufgefallen. Aber es kann auch sein, dass durch Zufall 4400 Vollidioten mit dem Quotenmesser ausgerüstet wurden? Das ist statistisch gesehen unwahrscheinlich? Okay, in Edemissen auf dem Gemeindefest beim Sackhüpfen vom Blitz getroffen zu werden ist es auch - und trotzdem ist es wahrscheinlich schon mal passiert. Nun, was auch immer - eines ist klar: Keine Sendung kann ohne Quote leben. Das Fernsehen braucht uns. Wer nicht guckt, tötet. Darum: Retten Sie Leben! Schalten Sie niemals ab!


Sie blödes Arschloch!

Oje, sind Sie jetzt beleidigt? Hey, nicht weinen, ich meinte doch gar nicht Sie, sondern den doofen Typen der das Heft vor Ihnen gekauft hat! Der so nach Fisch roch und beide Beine nachzog. Wieder alles okay? Gut, das war aber knapp - denn derart plakative Aphorismen, egal wie lieb gemeint, können ganz schön teuer werden. Ich erinnere mich da an den Fall eines befreundeten TV-Satirikers, der kürzlich einen nordischen Schunkelkomiker ob seiner ehemaligen Pummeligkeit mit einem unförmigen Bratfleischgericht verglich und ihm aufgrund dieser unfairen Verbalinjurie eine Sühnezahlung von mehreren tausend Talern entrichten sollte. "Recht so!", werden Sie vielleicht sagen. "Das blöde Schwein soll bluten, wenn es nicht seine unhöflich gehässige Schnauze halten kann!" Andererseits: Als Kind ging man weitaus vernünftiger mit solchen Angriffen um. Sagte einer "Doofmann", erwiderte man spitzbübisch "Selber Doofmann!", und wie ein Bumerang kehrte die sprachliche Schandtat zum Verbalverbrecher zurück und besudelte sein Antlitz. Als Erwachsener hingegen verklagt man ihn und finanziert sich mit dem Schmerzensgeld den Urlaub. Wenn Sie also Kohle brauchen , gehen Sie einfach im Hochsommer in einen überfüllten Bäckerladen, und furzen Sie heimlich so 30 bis 50 mal, bis es irgendeiner nicht mehr aushält und schreit: "Sie alte Sau!" Bingo - 2000 DM. Doch da stellt sich mir eine andere Frage: Sollte wirklich nur der Beleidiger verklagt werden dürfen? Und was ist mit dem Verursacher? Beschimpft man beispielsweise Max Schautzer als "eierköpfiges Grinse-Zäpfchen mit dem Charisma eines angelutschten Hustenbollchens und Träger der Peter-Maffay-Gedächtniswarze", so wäre dies fraglos gemein, aber inhaltlich ja nun auch nicht völlig falsch. Oder wie lange darf zum Beispiel die bedirndelte Carolin Reiber GEZ-Gebühren in den Gully grinsen und mit ihren Moderationen aus dem "Labern nach Zahlen"-Buch die Intelligenz der Zuschauer beleidigen, bis man gefahrlos sagen darf, dass das alles gequirlte Scheiße ist? Wissen SIE es? Nein? Sie wissen aber auch gar nichts, Sie dämliche Arschgeige... Oops!


Eine Ode an die Frau im Fernsehen

Ich möchte Maren Gilzer heiraten. Sie hat tolle Beine, lächelt immer und schmutzt nicht. Vor allem aber ist sie stumm und hat einen festen Job beim Fernsehen. Gut, sie dreht nur Buchstaben um, aber immer noch besser als Autos aufbrechen oder mit Drogen handeln. Und bestimmt kann sie auch bügeln. Und kochen. Oder wenigstens die Nummer vom Pizza-Dienst wählen. Ich glaube, ich bin verliebt. Ist so die "deutsche Frau"? Man kommt ja kaum noch raus, da muss man sich ein wenig auf das verlassen, was im Fernsehen als repräsentativer Querschnitt gezeigt wird. Sind die Straßen demnach also wirklich voll von schlanken, mandelnasigen Schönheiten, mit der attraktiven Leere im Kopf und dem verlockenden "Besorg's mir, ich bin dumm wie Brot"-Blick in den Augen? Oder sind sie doch mehr wie Ilona Christen? Dann bleibe ich lieber drinnen. Die sieht aus wie 'ne Gouvernante mit Designerbrille und guckt immer so, als wolle sie sagen: "Na, kleiner Mann, weißt du eigentlich, dass ich viel smarter bin als du? Und übrigens - welche Erfahrungen hast du denn mit Ariel Futur gemacht?" Nein danke, da wasch ich mir die Hemden lieber selber. Aber was für eine Art Frau könnte es denn sonst geben? Ach ja, da ist noch die dusselige Kuh, die morgens ihrem Lover telefonisch einen Anschiss verpasst, weil er ihre dämliche Drecksmargarine aufgefressen hat! Und Witta Pohl. Für diesen Typus ist ja meines Wissens nach mal der Ausdruck "Schreckschraube" geprägt worden. Die robuste Übermutter, die mit beiden Stützstrümpfen voll im Leben steht, wenn es sein muss auch mal eine Kuh K.O. schlägt und jeden Sohn lieber schwul werden lässt - aber nach Feierabend ist sie doch ganz "Frau" und macht Werbung für Geschirrspülmittel. Soll das wirklich schon alles sein? Und falls nicht - warum beschwert sich keiner? Haben etwa die weiblichen Bevölkerungsteilnehmer resigniert das Handtuch geworfen und vor der Blödigkeit der Medien kapituliert? Oder sind die Erfolge der Emanzipation bereits wenige Jahre vor der Jahrtausendwende von schleimig-grinsenden Fernsehredakteuren in die Flucht geschlagen worden? Keine Ahnung. Ich bleibe ratlos und bete zum lieben Gott, dass die echten Frauen niemals zu solchen Parodien ihres eigenen Geschlechts werden, wie sie uns täglich vom Fernsehen vorgegaukelt werden.


Die Gehirnfresser kommen!

Kennen Sie auch diese gruseligen Science-Fiction-Filme, in denen quaddelnde Schleimbeutel vom Saturn oder angebrannte Pizzataschen vom Mars auf der Erde landen und die Körper der Menschen übernehmen, bis alle mit dösigem Blick rumlaufen wie ein Schalterbeamter in der Mittagspause? Nun, ich befürchte, diese Horrorvision ist bereits Realität geworden. Die Außerirdischen haben unsere Fernsehstationen besetzt, sie moderieren Gameshows und ernähren sich vom Gehirn der Kandidaten und Zuschauer. Eine einzige Folge von "Der Preis ist heiß" entspricht beispielsweise der Wochenration einer Großfamilie extraterristischer Cerebrum-Schlürfer: Ein Diätpulver-verseuchter Holländer, ein durchgeknallter Marktschreier, bescheuerte Kandidaten, die mit ihrem Vollidioten-Wissen um die Preise aus den letzten Aldi-Prospekten protzen, und jubelndes Publikum aus der geschlossenen Abteilung, das in orgiastische Ekstase gerät, wenn Opa Knorpelsack auf der Bühne den richtigen Verkaufswert einer Packung Schmelzkäse errät - da muss doch vorher einer den Leuten am Kleinhirn gelutscht haben! Oder die "100.000 Mark Show". Vier Pärchen müssen tierisch gut drauf sein und sich dabei ein Loch ins Knie bohren, den Kopf aufsägen oder eine Handgranate in den Hintern stecken. Wer sich am lächerlichsten macht, hat gewonnen - Doofheit siegt! Und wer einmal gesehen hat, wie bei "Peter Steiners Gerontenstadl" die Zuschauer im Saal klatschend ein kafkaeskes Zombie-Ballett in die Sitze schunkeln, während sich vorne grinsende Homosapiens-Parodien mit fetten Ärschen in engen Lederhosen die Klöten dickjodeln, der weiß, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Was soll das also alles? Will das Fernsehen uns zeigen, dass die Geschichte der Zivilisation darin mündet, dass letztendlich Blödheit belohnt wird? Dass debile Dorftrottel, die ihre Hose nur mit Hilfe eines Zivildienstleistenden zukriegen, im Fernsehen zu Helden der Moderne erhoben und innovative Denker zu langweiligen Stinkern degradiert werden? "Aha, schön, Sie haben ein Mittel gegen Krebs erfunden. Nett - aber wissen Sie auch, was diese rosa Frottee-Schlüpfer mit Eingriff kosten? Nicht? Dann verpiss Dich, Versager!" - Nein, danke. Beam mich weg hier, Scotty!


Ein bisschen Malta

Wissen Sie schon, was man am 13. Mai 2045 in Deutschland feiern wird? 50 Jahre "Letzter Platz beim Grand Prix"! Huarrhahahahahaha! Och, denken Sie sicher, was ist der Kalkofe doof und macht sich lustig über so eine alte Kamelle, ist doch schon Wochen her. Hihi - aber das ist ja der Witz! Gerade jetzt, wo langsam die Schmach schwindet und das grandiose Loser-Duo "Stone & Stone" (oder war es "Asche zu Asche"?) sich endlich wieder ohne die Papiertüte über dem Kopf zum Einkaufen traut, hole ich gemeiner Hund noch einmal die Häme aus der Hose. Welch ein Spaß! Oh, was war das für eine Nacht: Allemagne - pas de points! Von keinem! Eine ehrliche Niederlage, aufrecht in die Schnetzelmaschine hüpfend, heroisch vergeigt im Orchestergraben der Geschichte. Doch dann plötzlich: der finale Rettungspunkt von Malta! War es Gnade? Sarkasmus? Oder sind die Malteser einfach nur nette Leute mit einem Scheiß-Geschmack? Was auch immer - auf jeden Fall verdarben sie uns doch ein wenig die schönste Pleite der Schlager-Historie, und das nehme ich ihnen übel. Doch wie kam es zu dem Lala-Debakel? Bisher musste das TV-Publikum selbst aus einem Haufen trällernder Flitzpiepen auswählen, welche Versager beim Nulpen-Contest wohl am wenigsten Schaden anrichten würden. Wenn dann von den Trotteln wie üblich alle Siegeschancen in die Rabatten geträllert wurden, konnten sich die Redakteure überheblich zurücklehnen und sagen: "Wusste ich's doch, die Zuschauer sind ganz einfach zu blöd!" Tja, diesmal aber wollten die grinsenden Programmverbrecher das Schicksal selbst in die Flop-erprobten linken Hände nehmen, wählten höchstpersönlich aus, und schon war die Kacke am Dampfen, dass man nicht mal mehr die Notspülung drücken konnte, ohne sich die Griffel zu verbrennen. Huhuhaha... Entschuldigung! Okay, hören wir auf, immer nur zu spotten, und fangen wir an, konstruktiv zu sein. Hier mein Vorschlag für den garantierten Sieg im nächsten Jahr: Ein zwölfjähriges blindes Mädchen ohne Füße, aber mit viel Sonne im Hacken, auf dem Arm einen angefahrenen Zwergbernhardiner, begleitet von einem taubstummen Streicher-Quintett, singt "Ein bisschen Friede, ein bisschen Freude, ein bisschen Eierkuchen" - und wenn Malta uns die 12 gibt, fängt Ralph Siegel an zu weinen. Ich freu' mich drauf.


Ferien auf Sagrotan

Pralle Hintern wölben sich in engen Shorts, bleiche Häute erröten pustelnd in den ersten Sonnenstrahlen und pappende Einweg-Kameras klicksen Bilder von grinsenden Dorftrotteln vor taubenschissverzierten Ortseingangsschildern: Es ist Urlaubszeit! Horden entseelter Pauschal-Idioten zwängen sich in fliegende Sitzbatterien, um in zubetonierte Arschloch-Ghettos transportiert zu werden, wo sie ihr alltägliches Spießerleben mit Sonnenöl und Jägerschnitzel bei 30 Grad im Schatten in gewohnter Tumbheit fortsetzen und das Bild des Deutschen im Ausland um ein paar Dutzend Peinlichkeiten anreichern. Andere sagen: "Wozu in die Ferne scheißen, wenn das eigne Klo so nah?" - und kaufen sich ein sogenanntes "Ferienappartement". Meist eine mickrige Karnickelbutze mit rustikaler Einrichtungsparodie, Kochnische und Nasszellen in einem 34-Parteien-Betoncontainer im Gewerbegebiet von Cotzhaven oder Bad Leckmichdoch. Diese muffigen Existenzgruben sind gewöhnlich noch hässlicher und deprimierender als die jeweiligen Hauptwohnsitze der bedauernswerten Gestalten und würden von Amnesty International noch nicht einmal als Einzelhaft-Zelle für Kriegsverbrecher zugelassen, gelten ob ihrer höchst zweifelhaften Lage beim stolzen Besitzer aber als Ort der Entspannung. Genauso gut kann man ein Furunkel am Arsch als Schönheitsfleck verkaufen. Aber andererseits - was soll man sonst während der Ferienmonate tun? Fernsehen ist ja quasi unmöglich, da alle Sendungen Sommerpause machen. Maggie Schreinemakers lässt sich in der Karibik die Hühneraugen wegschmirgeln, Carrell fliegt zum Ideenklauen in die Staaten und Maren Gilzer erkundigt sich erst einmal, wie viel Konsonauten in URLAUB sind. Ein Blick auf die Uhr, ein "Huch, es ist ja schon Sommer" und der Star wird zum Beamten, lässt die Griffel fallen und verpisst sich. Der zurückgebliebene Zuschauer aber macht das Gerät an, sieht das Gebisswackeln von Peter Steiner als 17. Wiederholung und denkt: "Mein Gott - muss ich schon sterben und sehe die schlimmsten Shows noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen?" Da nimmt man dann doch lieber die paar Wochen Abschiebehaft nach Mallorca in Kauf.


Die Zukunft des Fernsehens

Die Geschichte des Fernsehens ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dabei hat dieser kleine Kasten vielleicht mehr für die Verblödung der Menschheit getan als jedes andere Medium. Doch wie wird seine Zukunft aussehen? Was wird unser flimmernder Lebensabschnittsgefährte beispielsweise im Jahr 2000 zu bieten haben? So viele neue Sackgassen stehe ihm offen - für welche wird er sich entscheiden? Betrachtet man Entwicklungen wie die des Resteverwerters Super RTL, der "innovativ" für eine Ferkelei hält und 100% seines Programms aus der Tupperschale des Muttersenders bestückt, scheint seine Zukunft ja mehr im Futur II ("Ich werde es schon mal gesehen haben") zu liegen. "Interaktives Fernsehen! Der Zuschauer wird aktiv in das Geschehen auf dem Bildschirm eingreifen können!", hört man die Medien-Visionäre allerorten aus dem Kaffeesatz fabulieren. Wie soll ich das verstehen? Ich kann von meinem Sessel aus Ilona Christen einen Eimer über den Kopf stülpen? Bei Alfredissimo in die Suppe spucken? Derrick einen Stuhl anbieten? Oder kann ich nun endlich bei Hans Meiser ganz laut "Schnauze, ihr Idioten!" in das Studio brüllen? Keine Ahnung, wahrscheinlich wieder mal gar nichts davon. Das Interaktivste wird auch in hundert Jahren noch bleiben, den Abschaltknopf zu drücken oder beim Puppen-Theater "Vorsicht, Kasper, das Krokodil!" zu rufen. Wo sich allerdings einiges tun wird, ist der Bereich Game-Show. Da es döfer als heute ohnehin nicht mehr geht und man außer den Goldreserven von Fort Knox bereits alle möglichen Geldpreise verballert hat, werden Leben und Gesundheit an erster Stelle stehen: "Operier mir!" - die lustige Transplantations-Show mit acht bleichen Kandidaten am Gute-Laune-Tropf, die um eine Spenderniere spielen. "Traum-Selbstmord": Vier Suizid-Kandidaten im Depressions-Contest auf dem Dach eines Wolkenkratzers - der Gewinner wird geschubst. Oder auch "Familien-Duell 2000": "Werner, ich setze meine Schwägerin und meinen zweiten Sohn!" - "Spannend, Helga - das ist eine Master-Frage! Wenn du die falsch beantwortest, müssen wir sie leider erschießen!" Und falls die Quoten sinken, nehmen die Sender Geiseln: "Bleiben Sie dran - oder wir jagen einen Kindergarten in die Luft!" Brave New Bullshit.


Wuff!

"Lassie hat Durchfall - ich glaube, irgendwo bricht wieder ein Staudamm!" Welchem Kind fiel vor 20 Jahren wohl nicht vor Spannung die Zahnklammer in den Plantagentrunk, wenn die amerikanische Mutter Beimer ihrem kotzniedlichen Klischee-Bratzen Timmy beim selbstgebackenen Apfelkuchen diese Hiobsbotschaft überbrachte. Gut, dem kindlichen TV-Konsumenten sei es nachzusehen, dass er den IQ der sabbernden Chappi-Fressmaschine mit dem eines Atomphysikers gleichsetzte. Erschreckend aber ist, dass sogenannte Erwachsene es heute noch genauso tun: "Ein Hund ist mir lieber als mancher Mensch. Meine Frau hat mich betrogen, aber mein kleiner Furzel noch nie!" Okay, unser schwanzwedelnder Freund trägt auch keine kurzen Röcke und kann die Tür nicht öffnen, wenn der Postbote klingelt - aber wenn nur einer seiner Kläffer-Kumpel im Scheidungsrecht bewandert wäre, würde er seinem Herrchen den Arsch aus der Hose klagen, das ist mal sicher. Fragt man sich, was dann diese ganzen Viecher-Serien im Fernsehen so attraktiv macht. Die Erkenntnis, dass die meisten Menschen doofer sind als ein Meerschweinchen von der Mittelschule? Quatsch, um das zu erfahren, kann ich auch das "Glücksrad" gucken. Außerdem sind die gar nicht so clever - wir hatten früher auch einen Dackel, aber da mussten wir schon applaudieren, wenn er beim Pinkeln nicht auf die Fresse fiel. Trotzdem entblöden sich die deutschen Serien-Produzenten nicht, als neuste Mode sogar knifflige Mordfälle von den filzigen Zecken-Wohnheimen aufklären zu lassen: "Kommissar Rex", "Zwei Partner auf sechs Pfoten", "Trio mit zwei Hirnen" oder wie immer diese Wauwau-Thriller heißen mögen... und wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Derrick auch seinen Treppenterrier Harry an der Leine führt: "Ich glaube, ich muss mal, Stephan!" - "Ich weiß, Harry! Wir gehen gleich am Tatort Gassi!" Und was passiert, wenn Mopsy Mops als Berater des Präsidenten out ist und sogar Flipper, die freiwillige Thunfischeinlage, keinen Job mehr als Gehirnchirurg bekommt? Dann sind die Randgruppen dran: Karlotta, die Killer-Kuh - Agent Alfonso, Amöbe im Dienst des FBI - Henry: ein halbes Hähnchen dreht durch - usw. Aber eins verspreche ich: Spätestens, wenn "Kommissar Bandwurm - zwei Partner und ein Lokus" kommt, melde ich mein Gerät ab!


Die spinnen, die Gallier!

Wir befinden uns im Jahr 1995 nach Christus. Ganz Frankreich ist von intelligenten Lebewesen besetzt... Ganz Frankreich? Nein! Eine von unbeugsamen Größenwahn besessene Regierung hört nicht auf, der Vernunft Widerstand zu leisten... So oder ähnlich werden wahrscheinlich in 50 oder 100 Jahren die lustigen Comic-Abenteuer des Galliers Jacqcherax beginnen, der ganz allein gegen den Rest der Welt um das Recht auf die individuelle Entfaltung seines ganz persönlichen Irrsinns streitet. Sein Plan: Stück für Stück die Erde um Frankreich herum wegzusprengen - nicht aus Bosheit, sondern einfach, weil er meint, das nun mal zu dürfen. Unterstützt wird er von einer Handvoll debiler Abgeordneter, seinem dickwanstigen deutschen Freund Kohlix (der seinen Plan zwar eigentlich gar nicht gutheißt, aber zu einfältig ist, ihm diesen auszureden) und dem zwirbelbärtigen Troubadour Möllemax (der einfach alles mitmacht, solange er am lautesten singen darf). Wäre ein schöner Comic - aber gibt es ja leider schon in der Realität. Ein kleiner Franzos' schnappt sich eine faul im Ozean herumlümmelnde Insel, schwingt gebieterisch sein Baguette-Zepter und beschließt, dort Hiroshima als Musical aufzuführen. "Je le bomb kaputt!" feixt er mit einem keck-gewitzten "Na und - ich will aber!" Gut, einem Kind hätte man dieses trotzige Verhalten kurzerhand aus dem Arsch herausversohlt, aber was macht man mit einem ja doch schon mehrfach volljährigen Staatspräsidenten? Boykott der franzigen Verkaufsartikel? (Keine Gefahr, der Deutsche kann nicht lange ohne überbackenen Camembert leben.) Etwa lasterweise Empörungskarten schreiben? (Da lacht sich der Jacques ein Geäst, zündet alle an und trägt dabei ein "Ich hasse Altpapier"-T-Shirt!) Nicht mehr bei Shell tanken? (Warum nicht? Das hat schon einmal geklappt!) Am schönsten wäre es natürlich, man könnte die Froschmampfer anhand gefälschter Straßenkarten dazu bringen, aus Versehen den Louvre, Chiracs Schrebergarten oder die Provence wegzusprengen, aber da spielt der ADAC nicht mit. Sollte jedoch wirklich gar nichts funktionieren: Wie wär's denn mit ein paar zünftigen Atomtests im "Musikantenstadl"? Die sind dort so fröhlich, die merken das gar nicht und würden sich sogar noch über die Bombenstimmung freuen. Und das Tollste: Kein Mensch würde protestieren!


Wehe, wenn es klingelt!

Ding-Dong! Es klingelt. Wer mag das nur sein? Ein Glücksbote, der einen Millionengewinn überbringt? Aber Walter Sparbier ist tot. Ding-Dong! Schon wieder. Der Briefträger klingelt immer zweimal, das weiß ich aus dem Kino, und meistens gibt es dann Sex auf dem Küchentisch. Vielleicht sollte ich doch lieber aufmachen... Andererseits habe ich gar keinen Küchentisch. Ding-Dong! Seien wir mal ehrlich - wer könnte schon um diese Zeit bei mir klingeln? Kaum jemand, der Nettes mit sich bringt. Früher konnte man trotzdem ruhig aufmachen. Das Schlimmste, was einem damals bei unvorsichtigem Öffnen der heimischen Eingangsschranke entgegenlächeln konnte, war vielleicht die vollgeschmierte Spachtelfresse der dicken Avon-Beraterin oder das leicht deformierte Gesichtsübungsfeld eines mehrfach gesetzes- und nasenbrüchigen jungen Mannes mit einem tätowierten Schweinekotelett auf der Schulter, der fragte, ob man etwa was gegen die Wiedereingliederung ehemaliger Strafgefangener hätte. (Sagte man ja, war man ein blödes Schwein, bei nein ein guter Mensch mit einem Dutzend neuer Zeitschriften im Abonnement.) Manchmal standen da auch zwei leicht debil lächelnde Wachturm-Halter in korrekter 70er-Jahre-Vertreterkleidung und fragten, ob man nicht vielleicht Lust hätte, zusammen mit ihnen und Jehova in einem günstigen Mietparadies die Ewigkeit zu verbringen und Löwen im Orangenhein zu kraulen. Ding-Dong! Aber so harmlose Leute klingeln heute nicht mehr. Statistisch gesehen erwartet einen in 80% der Fälle ein Kamerateam von RTL oder SAT.1 vor der Tür, das eine knuffige "Verzeih mir" - oder "Besorg's mir" - Botschaft überbringen will - und neun von zehn der Leute, bei denen sie gerade bimmeln, waren gerade kacken. Ding-Dong! Ding-Dong! Oh, mein Gott - jetzt weiß ich, wer es ist: Ilona Christen! Haben Sie nicht auch die Werbung gesehen? Da flattert die knallkompetente Enthüllungsjournalistin derzeit wie ein auf Drogen gesetzter Zitronenfalter von Ort zu Ort und zwingt die Bevölkerung zu Aussagen darüber, wie sie mit Arschi-Futur oder so ähnlich selbst die hartnäckigsten Flecken aus der Unterhose gekriegt haben. Ding-Dong! Nein, das ist mir zu riskant. Und selbst auf die Gefahr hin, dass es mal wieder doch nur Cindy Crawford ist, die mich fragt, ob ich ihr eine Tasse Zucker borgen oder etwas gegen ihre sexuelle Frustration tun könnte - ich mach' nicht mehr auf!


Was wäre, wenn...

...Maren Gilzer hässlich wäre und kurze Beine hätte? Würde sie zum Buchstabenumdrehen auf einen Küchenhocker klettern und einen Sack über dem Kopf tragen müssen - oder wäre sie dann sowieso nur Fleischereifachverkäuferin geworden? Was wäre, wenn Dieter Thomas Heck damals nach seiner Ausbildung Gebrauchtwagenhändler geblieben wäre? Wäre er heute Schmier-Dealer des Monats in Harrys Autoschieber-Basar, oder müsste er aus Geldmangel inzwischen statt klobigem Goldkettchen die dicken Armreifen aus dem Kaugummi-Automaten am Handgelenk schütteln? Vor allem: Würden Sie ihm einen Opel Corsa abkaufen? Und wäre Matthias Steinbrück - Gott hab ihn selig - in der Lindenstraße nicht von pfannenschwingenden jugendlichen Maniacs kaputtgekloppt worden, würde er in der nächsten Folge mit beherzter Betroffenheit Holzkreuze an Bayerns Schultüren nageln oder würde er betrübt mit einem Windbeutel im Hintern zu Hause eine weitere Kerbe in seine Abfuhr-Latte schnitzen? Ich weiß das alles nicht. Aber ich mache mir halt so meine Gedanken. Auch wenn sie vielleicht etwas zu philosophisch sind. Aber stellen Sie sich doch mal vor, Ilona Christen wäre ein Mann. Gut, da würde sich wahrscheinlich nur die Kleidung ändern, das war ein schlechtes Beispiel. Aber stellen Sie sich vor, Max Schautzer hätte drei Köpfe. Müsste ich mich dann bei der "Goldenen Eins" deswegen immer dreimal übergeben oder wie sonst nur einmal? Und was, wenn David Letterman nie geboren worden wäre? Wer wäre dann Thomas Koschwitz? Fragen über Fragen. Wahrscheinlich habe ich nur was falsches gegessen. Aber mal grundsätzlich: Hätte man das Fernsehen nie erfunden - wo würde man dann "Raumschiff Enterprise" wiederholen? Und was wäre, wenn ich diesen Text gar nicht erst geschrieben hätte? Sie hätten eine tolle freie Seite für eigene Notizen gehabt. Und einige Dutzend kulturbewusster Menschen müssten sich jetzt nicht hinsetzen und erboste, wenngleich notwendige Leserbriefe darüber schreiben, was für einen hanebüchenen Schwachsinn dieser dümmliche Kalkofe-Tölpel da wieder verzapft hat. Viel Mühe und Porto hätten gespart werden können. Es ist alles meine Schuld. Es tut mir leid.


Apokalypse Moik!

Die Welt ist in Gefahr. Eine Invasion steht unmittelbar bevor. Der Moik und seine untoten Volksmutanten sind aus dem Hades der Unterhaltung aufgestiegen, um die Menschheit zu verblöden. Ihre Waffe: Debile Fröhlichkeit. Ihre Mission: Jodeling all over the world. Erste Etappenziele auf dem Weg zur Weltherrschaft: Der Musikantenstadel marschiert in Australien ein und die Lustigen Masturbanten in Michigan/USA. Weitere Einsatzbefehle sollen folgen, drohen ARD und ZDF. Warum machen die das? Soll auf der anderen Hälfte der Erdkugel eine Armee schuhplattelnder Monster-Känguruhs gezüchtet werden? Planen Marianne und Michael den Bau einer Ranch für schunkelnde Krachleder-Cowboys? Oder tun sie es aus purer Gemeinheit, um das Bild des Deutschen im Ausland endgültig zur bratwurstfressenden Biersaufmaschine zu degradieren? Denn mal ganz ehrlich: Was soll der unbedarfte Ausländer wohl denken, wenn ihm im Kultur-Austauschprogramm als germanisches Kleinod eine Batterie doppelt gelifteter Gute-Laune-Zombies aus der intellektuellen Sahel-Zone präsentiert wird? In zugekitschten Trachtenfummeln, die nicht mal die Milka-Kuh auf dem Tuntenball der Farbenblinden anziehen würde? Wer einmal in Bush Gardens, Disneyland oder einem der anderen amerikanischen Heideparks gewesen ist und sich dort im Euro-Park die deutsche Ecke angucken durfte, der weiß, dass der Plan aufgeht. Im Auge des durchschnittlich gebildeten US-Bürgers, der Holland für die Hauptstadt von London hält, ist Deutschland eine Mischung aus geschlossener Psychiatrie und Schlumpfendorf, wo alle Bewohner in einer Form nie enden wollenden epileptisch-masochistischen Ausdruckstanzes mit permanenter Alkoholvergiftung johlend und kreischend versuchen, die Evolutionsgeschichte ad absurdum zu führen. Hätten wir nicht die Autobahnen, wären wir bei denen völlig unten durch. Obwohl das Image des lustigen Doofmanns auch insofern von Vorteil sein kann, als niemand mehr Interesse hat, uns zu erobern - wer will schon ein Land voller Pflegefälle einnehmen? Andererseits könnten demnächst ausländische Handelspartner anfangen, uns in Glasperlen zu bezahlen. Man sollte halt doch etwas genauer nachdenken, wen man ausreisen lässt.


Geschnitten oder am Stück?

Beim Metzger wird man wenigstens gefragt. Da kann man selbst entscheiden, ob man die tote Sau gern komplett oder in Scheiben mit Pilzen und lustigen Clownsgesichtern haben möchte. Beim Fernsehen nicht. Da kriegt man fast alles nur noch in kleine Teile geschreddert vorgesetzt, voll fettig-sehniger Werbung, die man nicht mal ausspucken und an den Tellerrand legen kann. Okay, manch einer sagt, diese Produkt-Informations-Unterbrechungen seien überaus praktisch für die Befriedigung des Harndrangs oder für eine kurze Stuhlpflege, aber so oft, wie die heute in den durchschnittlichen Spielfilm gepumpt werden, gilt dies Argument nur noch für Konfirmanden mit Blasenentzündung oder für Leute mit einem Mega-Dünnschiss. Was allerdings noch sehr viel schlimmer zu ertragen ist als alle 20 Minuten Steffi Grafs verschwundene Achselnässe im Kurzfilmformat, sind die dilettantischen Schnippeleien dümmlicher Redakteure. Früher kürzte man nur aus Gründen der Moral oder des Jugendschutzes und sah verblüfft: Na, es geht doch - die Handlung von Emmanuelle versteht man genauso gut, wenn man die Nacktszenen rausnimmt! Heute allerdings bedarf der Schnitt keiner inhaltlichen Begründung mehr. Längst ist es üblich, den Abspann wegzuhacken und mit der Einfühlsamkeit eines Magengeschwürs ein Promo-Jingle in den letzten Satz zu hauen. Auch sind kleine Korrekturen von zwei bis fünf Minuten zugunsten der werbetreibenden Industrie inzwischen normal. Gut, da fällt beim Krimi vielleicht mal die Auflösung unter den Tisch, aber dafür erfährt man ja, warum sich Janine, 27, mit Binde beim Damensitzfußball viel sicherer fühlt als beim Bungee-Jumping ohne Tampon. Auch interessant. Da der durchschnittliche Fernsehredakteur Nachdenken sowieso scheinbar als Behinderung empfindet, kann er sich halt auch nicht vorstellen, dass sich ein Regisseur bei seinem Werk vielleicht etwas gedacht hat. Und wenn man nun mal schon Macht und Schere innehat - wo ist der Sinn, wenn man nicht zeigen darf, wie toll man damit etwas kaputtmachen kann? Aber vielleicht handelt es sich bei all dem ja doch nicht nur um das Gestümper unsensibler Formatspriester mit dem Kunstverständnis eines kackenden Wildschweins, sondern um die Kompensierung eines alten Beschneidungstraumas: Lieber kastriere ich den Film, als dass der Programmdirektor mir an die Eier packt! Das wäre noch zu verstehen.


Bitte halten Sie die Schnauze!

Am Anfang war das Wort - und eine halbe Stunde später gab es die erste Konferenz darüber. Das war vor Millionen von Jahren, noch lange vor Erfindung der Toleranz oder der Redezeitanteile. Damals gab es noch kein "Du, lass doch den Heiner mal ausreden!" - stimmte man mit dem Gegrunze des Vorredners nicht überein, donnerte man ihm einfach mit der Keule über die Faselrübe. Und keiner sagte: "Du, den Heiner tot hauen, das finde ich jetzt nicht so gut!" Heute ist das anders. Wir labern uns zu Tode. Die Sammler und Jäger wurden zu Stammlern und Schwätzern. Kein Tag ohne Sitzung, keine Firma ohne Besprechungstisch, kein Thema ohne Podiumsdiskussion. Man traut sich nicht mal mehr zu furzen, aus Angst, dass dann eine Expertenrunde zusammentritt. Und im Fernsehen erwartet einen der Talkshow-Terror. Früher gab es mal gerade Blacky Fuchsbergers mitternächtliche Plauderblasen, und meistens kam es vor lauter selbstverliebtem Pfeifengenuckel ohnehin zu keinem richtigen Gespräch - aber heute? Nichts ist uninteressant genug, als dass man ihm nicht eine Sendung widmen könnte. Heute bei Ariela Christen: "Böse Schwiegermütter - wenn einem beim Kaffee das Tortenstück umkippt!" Eine Stunde früher, bei Bärbel Schläfer: "Ich hab' nur eine Unterhose - Und keine Waschmaschine" - das ist ein bisschen jünger und frivoler. Wer es ganz peinlich braucht und einen Hörschaden oder Gleichgewichtsprobleme hat, der guckt allerdings Arabella! Der ultimative Tummelplatz der Arschgeigen, hier darf nur mitmachen, wer zum Hoseöffnen Hilfe benötigt und Hirn für einen Geschmacksverstärker im Hundefutter hält. Die Themen rangieren irgendwo zwischen "Ja wirklich, ich hab' schon mal" - "Ja richtig, ich könnt' schon wieder" und "Ja, ein Freund von mir hat auch schon mal ganz anders". Hauptsache, es hat mit Sex zu tun. Allerdings finden manche Leute so was auch ferkelig, für den gibt's den Betroffenheits-Brummer Fliege, die fleischgewordene Beileidskarte. Dort kommen die Randgruppen zu Wort, die so langweilig sind, dass man sie im Privatleben nur noch unter Androhung von Prügel den Mund aufmachen lässt. All die Leute, deren unverwertbaren Meinungsmüll man dadurch zu entgehen versuchte, dass man nicht mehr Straßenbahn fuhr oder nur noch mit Ohropax zum Friseur ging, sieht man dafür heute im Fernsehen. Wann kommt endlich die Show, in der ein paar Leute eine Stunde gemütlich dasitzen und einfach die Fresse halten? Ich warte!


Wo ist Arpad, der Zigeuner?

Das frage ich mich schon lange. Einst jagte dieser schmucke Hallodri im roten Pluderfummel verwegen lachend durch die Pussta und narrte mit seinen Mannen den einen um den anderen Husaren im Nachmittagsprogramm des ZDF. Doch seit ungefähr zwanzig Jahren ist es zappenduster um ihn. Was macht er heute? Letztens glaubte ich ihn in der Fußgängerzone vor Horten alte Peter-Maffay-Schlager fiedeln zu sehen, dann dachte ich zeitweise, er sei der Vater der Kelly-Family. Diese Ungewissheit macht mich ganz hibbelig. Alles wird wiederholt, nur nicht "Arpad, der Zigeuner"! Warum? Etwa immer noch Vorurteile gegen das fahrende Volk oder übertriebene Rücksichtnahme? Wir können doch den Titel übermalen und ihn "Arpad, den Sinti" nennen! Oder erinnern sie sich auch noch an "Time Tunnel"? Zwei trottelige Wissenschaftler im Rollkragenpulli wirbeln durch die Jahrhunderte und vergurken alle wichtigen Augenblicke der Weltgeschichte. Ist auch seit den Siebzigern nicht mehr gelaufen. So viele Helden und Begleiter meiner Kindheit, die ich nie wieder sah und deren Schicksal mich ins Grübeln bringt. Wo ist der "Spatz vom Wallraffplatz"? Überfahren von einem Praline-lesenden holländischen LKW-Fahrer mit der Hand in der Hose? Von einem missgünstigen WDR-Redakteur? Und wie geht es "Plumpaquatsch"? Das war so ein breitmäuliges grünes Labervieh mit Zottelhaaren aus der Remitendenkiste der ARD-Puppenmacher, irgendwo zwischen Kermit und Heike Makatsch, das gleichsam seinem menschlichen Co-Moderator wie auch die Zuschauer nervte. "Hase Cäsar" war auch so ein Fürst. Der wurde irgendwann in Rotwein serviert, glaube ich - oder wohnt in einem Rammler-Seniorenheim in der Hasenheide und erzählt den 124 Enkeln von seiner Zeit als Fernsehstar. Fragen, die mich beschäftigen. Was macht die "Invasion von der Wega"? Ist sie noch im Gange oder gab es eine außerirdische Rückrufaktion? Wie ist das Leben dieser Tage im "Big Valley"? Immer noch morgens Indianer erschießen und nach dem Essen ein paar Pferde zureiten, oder steht da schon ein Einkaufszentrum? Jeder Mist wird wiederholt - warum nicht dieser? Bitte, Arpad - komm zurück! Und jag die dicken Drombuschs in die Pampa!


Und was macht der Tchibo-Mann?

Wenn man einmal damit anfängt, kann man nicht mehr damit aufhören. Seit ich das letzte Mal darüber sinnierte, was wohl aus Arpad und anderen Granaten meiner Kindheit geworden ist, lässt mich die Frage nicht mehr los. Wie geht es zum Beispiel dem mysteriösen Tchibo-Mann? Jahrelang tatterte sich ein schwarz gekleideter Greis, Typ "Der freundliche Kolonialherr von nebenan", durch die Kaffeeplantagen Südamerikas, steckte unaufgefordert seine ungewaschenen Hände in Säcke mit frisch geernteten Kaffeebohnen und hielt sich diese unter die triefende Rübennase. Niemand wusste, wer er war oder wo er herkam, die Indios zollten ihm aber uneingeschränkten Respekt. Vielleicht, weil der freundliche Hut-Opa ihnen in seiner Freizeit beim Bau von Volkshochschulen oder Espresso-Maschinen half, vielleicht, weil er nachts besoffen mit seinem Jeep in ihre Dörfer bretterte, die Kaffeepflücker auspeitschte und deren Töchter und Lamas vergewaltigte. Alles ist möglich. Kann sein, dass er heute friedlich in einem Seniorenheim für ausgemusterte Werbefressen sein Spargelcremesüppchen löffelt, aber auch, dass er von aufständigen Rebellen samt Schnurrbart und Zahnersatz in den Kaffee gebröselt wurde und als "Tchibo dicke Bohne" im Sonderangebot landete. Oder erinnern Sie sich noch an diese Szene? Eine junge Frau kommt in ein Restaurant, setzt sich an den Tisch der feisten Miss Tilly und startet ein unverfängliches Gespräch über Kartoffelsalat, worauf jene ihr plötzlich lachend offenbart: "Kartoffelsalat? Sie baden gerade ihre Hände in Kartoffelsalat!" (Wahlweise gab es diesen Werbespot übrigens auch mit Hühnerbrühe, Batteriesäure oder einem Geschirrspülmittel namens Palmolive, welches auf wundersame Weise gleichsam verdreckte Teller reinigen und kratzigen Spülhänden zu alter Geschmeidigkeit verhelfen sollte). Was nun aus Miss Tilly wurde, ist nicht bekannt. Allerdings vermute ich folgendes: Mit 27 musste sie feststellen, dass sie zwar Hände wie Samt besaß, ihr Gesicht aber verschrumpelt war wie ein faltiger Senioren-Sack. Daraufhin beschloss sie, den Kopf in eine Schüssel ihres Spülmittels zu tunken - und wahrscheinlich wäre sie bei diesem Versuch ertrunken, wenn das ätzende Zeug nicht ihren Schädel binnen kurzem komplett aufgelöst hätte. Wie gesagt, alles Hypothesen. Aber ich werde weiterforschen. Versprochen!


Wenn's denn sein muss: Frohes Fest!

Weihnachten steht vor der Tür! Und egal, ob Sie die Pforte höflich öffnen oder sie mit Brettern und eingelegten Schweinehälften vernageln: Sie können ihm nicht entkommen! Niemand entkommt Weihnachten. Dem Terminator vielleicht, sogar der Steuer oder den Zeugen Jehovas soll schon der eine oder andere entflohen sein, aber dem Weihnachtsfest noch keiner! Egal wohin Sie flüchten, wenn Sie dort ankommen, ist trotzdem Weihnachten. Selbst im tiefsten Dschungel werden Sie irgendwo einen Elefanten mit Glöckchen am Rüssel entdecken, und auch falls Sie bei einem sympathisch-unzivilisierten Kannibalenvölkchen im Kochtopf landen, wird man dieser Tage einen Mistelzweig mit in die Brühe werfen und beim Umrühren "Jingle Bells" pfeifen. Da können Sie noch so viel daherschwatzen, von wegen das sei alles zu kommerziell und Sie würden das sowieso nicht mitmachen - Blödsinn! Auch der unsentimentalste Skeptiker wird sich irgendwann besinnlich schwankend an einer Glühweinbude wiederfinden oder in der Fußgängerzone dem Mann mit ohne Beine verschämt-wohlwollend ein blinkendes Fünf-Pfennig-Stück in die Schale werfen. Millionen intellektuell elitärer Studenten werden Nietzsche mal im Sack lassen und dafür "Ho-Ho-Ho" rufend im roten Fummel durch die Wohnungen degenerierter Mittelstandsfamilien ziehen, um sich für ein paar Silberlinge vor verwöhnten dicken Kindern zum Affen zu machen. Angeschossene Soldaten werden im Lazarett ein Lebkuchenherz auf dem Kopfkissen finden, und sogar der nette Gewalttäter von nebenan wird sanft lächelnd "Weihnachten mit Roger Whittaker" in den CD-Player legen, wenn er das nächste Mal seine Frau verprügelt. Es ist halt eine besondere Zeit. Mütter werden heulend Nervenzusammenbrüche kriegen beim Versuch, den Heiligen Abend ganz besonders schön zu gestalten. Familien werden sich zerstreiten, falls jemand wirklich die Abmachung einhält, "sich dieses Jahr einmal nichts zu schenken", und überall werden sich Menschen vor Schmerzen über Toilettenschüsseln krümmen, weil sie sich höllisch überfressen haben. Und trotzdem werden es alle wie immer doch irgendwie lieben. Ich wahrscheinlich auch. Und das gibt mir zu denken. Aber wenn's denn also wirklich sein muss - auch von mir: Frohes Fest!


Scheiß' 95!!!

1995 geht zu Ende - und das ist auch gut so... Endlich vorbei das doofe Jahr! Was hat es denn schon Tolles gebracht? Okay, Cindy Crawford trennt sich endlich von ihrem Schmier-Gigolo Richard Gere - schön. Und hat sich bei mir gemeldet? Nein! Aber so sind die Frauen. Sieht man ja auch an Claudia Schiffer - fällt auf den erstbesten schleimigen Jahrmarkt-Gaukler rein, der ein paar Zaubertricks aus dem Yps-Heft kennt und ihr einen BigMac herzaubern kann. Und was gab's sonst? Grinskopp Michi Schumacher fährt Auto wie eine gesengte Sau, streicht Kohle ein für Geschwindigkeitsübertretungen und sorgt dafür, dass der aufgerichtete Daumen nicht mehr "Alles super!" bedeutet, sondern "Ich hab' mein Hirn im Kofferraum vergessen!". Fresse-Einhauer Heini Maske dreht komplett durch und fängt an, jedes Mal wenn er in den Ring steigt oder aufs Scheißhaus geht, Vangelis zu spielen. Es bleibt zwar wie vorher der gleiche optische Eindruck eines Hämorrhoiden-geplagten Orang-Utans im Frotteebademantel aus dem Eduscho-Shop, aber der Welt ist ein an sich putziges Musikstück auf ewig versaut. Ach ja, und dann war da ja noch diese Kreativitätsschmiede namens Fernsehen! Die ARD lässt teure Sendezeit anbrennen und verfilmt Alf Bioleks langweiligste Mikrowellengerichte in "Biolekkemio" - na super! Da kann ich ja gleich mit der Videokamera aufnehmen, wie mein Opa Ravioli kocht! Obwohl... immer noch spannender als das sogenannte "TV-Ereignis des Jahres": Michael Jackson, der weiße Neger mit den tausend Nasen, haut sich bei "Wetten, dass...?" die Klöten wund, hampelt sich die Betroffenheit aus der Hose und geht danach auf irgendeinen Kindergeburtstag. Dazu ein kritischer "Bitte macht die Erde nicht kaputt, wo soll ich mich sonst operieren lassen?"-Song und ein gefiepstes "I love you all!" (auf deutsch: Kauft meine Platten, ihr Wichser!), und schon steigen die Umsätze wieder. So ist heute das Musikgeschäft. Nehmen wir nur zum Beispiel die Kelly Family, jene musizierende Milbenbatterie mit Klamotten, die sie aus dem Spendensack fürs Rote Kreuz geklaut haben - gehört eigentlich vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt, verdient aber Millionen. Sie sehen - die Welt ist nun mal ungerecht! Und das wird sich auch 1996 nicht ändern. Prost Neujahr!


Kleiner Traum vom großen Glück

Jeder Mensch hat einen Wunschtraum. Egal, ob es das eigene Reihenhaus mit Reihenfamilie, der eigene Firmenscheißhausschlüssel oder das eigene Gehirn ist. Und ich habe auch so einen Traum. Ich mache mit als Kandidat beim "Glücksrad", löse den Satz "Peter Bond hat einen kleinen Pimmel" und gewinne dadurch den Sonderpreis von 500 Millionen D-Mark. Mit diesem Geld kaufe ich mir Maren Gilzer, die auf ewig in meiner Wohnung stehen, schweigen und lächelnd auf meine Einrichtung zeigen muss. Mit der restlichen Kohle eröffne ich den ersten deutschen Volksmusiksender, der entweder HEIMAT-plus, TÜMMEL-TV oder STADL-SAT heißen soll. Achim Menzel wird Programmdirektor und Moderationstrainer, Peter Graf Geschäftsführer und Carolin Reiber Klofrau. Das komplette Programm wird ausschließlich von den Megagranaten der Trachtenzunft bestritten. Immer zur vollen Stunde gibt es "Nachrichtenstadl" mit Peter Steiner und ohne Zähne. Marianne und Michael präsentieren "Rummserl-Bummserl!", ihre ganz persönliche "Explosiv"-Variante. Ab 23 Uhr gibt es Late Night, um Harald Schmidt die Quoten zu mopsen: Entweder "Die-Karl-Moik-ja-kruzifix-ist-das-schon-spät-Show" oder "Die Wildecker Herzstunde" (selbstverständlich in Breitwandformat). Samstagabends läuft "Na leck'st mi!" mit dem Hias - so eine Art "Wetten dass...?" für Heiminsassen mit lustigen Rekordversuchen (z.B.: Ich kann 2000mal mit dem Kopf auf den Tisch hauen und ohne Hose im Stadtpark Polka tanzen), und Heino moderiert ein Jugendmagazin. Für die restlichen Positionen werden nur die allerschlimmsten Vollidioten eingesetzt, die in den einschlägigen Dumpfnasen-Shows zu finden sind. Unfähigkeit ist die beste Garantie für einen Job, Schauzer, Minipli und debiles Dauergrinsen für Männer die Einstellungsvoraussetzungen. Wer aussieht, als könne er die Schuhe selber zubinden oder bis 100 zählen, kann gleich zu Hause bleiben. Talent oder Auftritte unter einem gewissen Peinlichkeitslevel führen zur fristlosen Kündigung! Und was mache ich die ganze Zeit? Gute Frage! Ich sitze in meinem riesigen, komfortablen Büro, trinke Grappa, zähle Geld und Quotenrekorde und lache wie ein Wahnsinniger. Und liebe das Leben.


Schalt doch mal ab!

"Die neue Gebührenordnung der Telekom ist gar nicht so schlecht wie Sie denken - sie ist noch schlechter!" Mit Sätzen wie diesem oder "Wir haben nicht die Gebühren erhöht, nur die Sprechzeiten pro Einheit verkürzt. Sie müssen nicht mehr bezahlen - reden Sie doch einfach weniger!" versuchen die gewitzten Marketing-Amöben der Kohlekom, uns dumme Verbraucher zu beruhigen, während sie kichernd im neuen Zwei-Sekundentakt die 30 Silberlinge pro Einheit in die prallen Taschen klackern lassen. Okay, zugegeben - Kunden bescheißen, die sich nicht wehren können, ist schon ulkig. Und einer simplen Tätigkeit wie dem Telefonieren durch ein paar irrwitzige Gebühren-Umstrukturierungen einen Hauch von Dekadenz und Luxus zu verleihen, ist auch eine schöne Idee. "Bist du eigentlich auch im Golfclub, Sven-Heiner?" "Nein, ich telefoniere regelmäßig." "Oh, der Herr muss es aber dicke haben!" - ein Dialog, den man in Zukunft wahrscheinlich öfter hören wird. Frage ich mich nur: Warum hören die cleveren Einheiten-Einheimser gerade da auf, wo der Größenwahn anfängt, Spaß zu machen? Nur weil irgendein humorloser Richter mit Moralvergiftung ihnen verboten hat, für geplantes Leuteverarschen auch noch Werbung zu machen? Kein Grund, den Schwanz einzukneifen, egal wie klein! Jetzt erst recht! Wenn man schon "Tele" im Namen hat, warum nicht gleich auch die unprofessionellen Handtaschendiebe der GEZ entmachten und neue Fernsehgebühren erheben? Ungefähr so: Für Filme, die in der näheren Umgebung des eigenen Wohnortes spielen, gilt der City-Tarif von einer Einheit für 12,7 Sekunden, der aber schon alle 8,3 Sekunden abgebucht wird. Abschalten kostet 50 Einheiten und amerikanische Spielfilme können nur noch über Auslandsvermittlung angeschaut werden. Einmal alle zehn Jahre gibt es den verbilligten "Privatzuschauer-Tag", an dem aber nur Werbung und Bildstörungen gezeigt werden. Fernsehen nach Sendeschluss zum so genannten "Mondkalb-Tarif" wird günstiger, ebenso Zuschauen nur mit Ton ohne Bild ("Stevie-Wonder-Tarif"). Regelmäßig alle sechs Monate entschuldigt man sich für den ganzen Murks mit ganzseitigen Anzeigen und Werbe-Zeppelinen mit "Oops sorry"-Aufdruck. Das ist zwar schweineteuer, kann aber locker durch eine Gebührenerhöhung finanziert werden.


Das ABC der Fassenacht

ZOTE, DIE: (siehe auch "Versauter Witz") schmieriger Scherz aus dem Uro-Genitalbereich, bevorzugt vorgetragen von besoffenen Messegästen oder verklemmten Spießbürgern, die sich nicht trauen, laut das Wort "ficken" auszusprechen und deshalb ihre Umwelt mit schlüpfrigen Zweideutigkeit belästigen.

TUSCH, DER: akustische Aufforderung zu künstlichem Gelächter und Zwangsapplaus. Markiert die Stelle im Text, wo eine Pointe hätte sein können.

SCHUNKELN: Tätigkeit. Arhythmisches Hin- und Hergeruckel nebeneinandersitzender Gummizellenbewohner (siehe auch "Rinderwahnsinn"): Erinnert an ein Altenheim zur Mittagszeit, in dem 80% der Patienten der Katheter geplatzt ist.

RIO DE JANEIRO: zauberhafter Ort aus der Sagenwelt, an dem nach der Vorstellung lüsterner Abteilungsleiter das ganze Jahr über nackte Exotinnen durch die Fußgängerzone tanzen, die vom Sex mit dicken Touristen träumen.

KONFETTI, DAS: bunte Jeckengehirn-Nachbildung in Originalgröße. (Querverweis "Gehirn: rudimentär entwickeltes Restorgan im Schädel, ungefähr 15 cm über der Bier-Einfüllöffnung. Funktion unbekannt.").

GOTTLIEB WENDEHALS, DAS: tragische Figur aus der griechischen Mythologie, in karierter Jacke mit Bratenfett im Haar, der für die Erfindung der Polonäse Blankenese von den Göttern dazu verflucht wurde, bis ans Ende aller Tage auf dem Boden herumzurutschen und doofe Lieder zu johlen, die niemand hören möchte. Eng befreundet mit einem Gummihuhn.

FUNKENMARIECHEN: als Tanzdarbietung getarnte Aufgeilmöglichkeit für sabbernde Päderasten. Blutjunge Mädchen präsentieren Bein und Schlüpfer zu flotter Marschmusik. In kinderarmen Regionen häufig ersetzt durch überbreite Hausfrauen mit Plockwurststelzen in Satin-Pelle.


Volle Hose - volles Programm

Ich bin ein erwachsener Mann - und vor meinen Augen sehe ich einen durchgeknallten Knetgummi-Wecker auf dem Tisch tanzen, der blöde lachend mit den Zeigern herumfuchtelt und seinen kleinen fetten Uhren-Arsch in die Kamera schaukelt, während mir ein auf Drogen gesetzter Gospelchor aus dem Sauerland mit bebender Stimme ins Ohr grölt: "Volle Stunde - volles Programm!" Jetzt sagt doch mal ehrlich, liebe Jungs von SAT.1: Für wie dämlich haltet Ihr uns denn? Schon früher, als Ihr uns fernsehglotzenden Dummerles den Film-Film als wöchentlichen Leckerbissen in den televisionären Schweinetrog warft, stellte ich mir die Frage, was wohl so bei Euch im Kopf-Kopf rumgeht. Aber nachdem ich feststellen musste, dass ihr trotz Doppelnennung den besagten Film doch immer nur einmal ausstrahlt, fand ich es eigentlich nur sehr amüsant, eine komplette Trailer-Strategie auf dem offensichtlichen Sprachfehler des Image-Beraters aufzubauen. Inzwischen allerdings würde ich doch dringend dazu raten, Eure stotternden Kreativ-Granaten mit Vorliebe für tanzende Gebrauchsgegenstände ganz schnell noch mal mit einer frischen Packung Wachsmalstifte in einen Marketing-Kurs der Volkshochschule zu schicken. Okay, ich gebe zu, die Jingle-Pest grassiert nicht nur bei Euch. Auch RTL 2 wollte uns jahrelang mit einem einfach guten McDonald's-Gejaule vorsingen, dass ihr gesendetes Super-Spar-Menü "einfach Spaß macht". Ich dachte jedoch immer: Das klingt mir eher nach einem schwulen Eunuchen-Chor beim Flaschendrehen, wo sich alle Zuckerwatte in den Hintern schieben - das kann doch wirklich nicht so toll sein. Aber wenn man sich bei RTL 2 nun mal das unter Spaß vorstellt - okay. Wenn ich ehrlich bin, fällt mir eigentlich kein einziger all jener Ihr-glaubt-ja-nicht-wie-geil-wir-sind-Jingles ein, der nicht erstunken und erlogen ist. Selbst das öffentlich-rechtlich eingestaubte Schmankerl "Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe" müsste ja eigentlich heißen: Bei uns kriegen Sie einen steifen Hals und Nackenstarre. Denn mal unter uns: Wer geht denn schon ins Kino in die erste Reihe? Höchstens ein kurzsichtiger Maulwurf, dem irgendein Idiot auf die Kontaktlinsen getreten ist. Aber wir sollen das toll finden. Ihr spinnt doch!


Das Wort zum Wort zum Sonntag

Liebe Leser. Als ich heute morgen aufstand und in mein Badezimmer fuhr, da fragte ich mich: "Wo um alles in der Welt bin ich nur - und wer waren diese drei schlafenden Blondinen?" Da plötzlich sah ich vor mir ein kleines unschuldiges Häschen über die Straße hoppeln und musste lächeln, denn als ich es überfuhr, dachte ich mir: "Hasen sind irgendwie wie Menschen - wenn man über sie drüberfährt, gehen sie tot." Sie haben es natürlich erkannt: Dieses kleine Gleichnis war mein bescheidener Versuch einer Hommage an "Das Wort zum Sonntag"! Fernsehen, wie man es sich wünscht: Unterhaltung mit Verstand, Belehrung mit Esprit, Verstaubtheit mit Schmackes. Als Kind ließ ich mich noch ein wenig vom Titel in dir Irre führen und wartete jedes Mal gespannt darauf, was denn wohl diesmal das Wort zum Wochenabschluss sein würde: Barmherzigkeit? Brustwarze? Religionsverdrossenheit? Oder gar Reiserücktrittsversicherung? Nein, schnell sah ich ein: "Das Wort zum Sonntag" ist mehr als nur ein Wort. Geschichten, die zwar kaum zum Zuhören, dafür aber zum Nachdenken anregen, vorgetragen von charismatischen Kirchen-Kleindarstellern, ästhetisch in die Filmsprache transportiert mit oftmals bis zu einer Kameraeinstellung, aber vor allem: Kein Fernsehballett! Und seien wir mal ehrlich: Wie oft hätten wir uns wohl in den letzten 40 Jahren beim Spätfilm der ARD in die Hosen gemacht, hätte uns die klerikale Standup-Comedy nicht vorher die Gelegenheit zum entspannten Strullen oder gar zur schnellen Stuhlpflege gegeben? Doch frag ich mich: Wo bleibt die "Wort zum Sonntag"-Late-Night-Show? Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennung - das zeigt, dass die Kirche ja schon Ahnung hat vom Entertainment. Warum lässt sie sich gerade im Fernsehen so einfach abspeisen? Okay, sie haben uns Fliege in den Nachmittag geschmuggelt, das war unfair und pfiffig, jedoch weit unter ihren Möglichkeiten. Wenn es schon "Hamster TV" gibt, warum nicht auch "Zölibat und Liebe?", die "Versteckte Kamera im Beichtstuhl", "Ministranten-Stadl" oder "Abendmalissimo"? Denn eins sollte man bei all der schönen Langeweile und behaglichen Betulichkeit nie vergessen: Der liebe Gott sieht alles - wir aber können abschalten!


Ich verstehe keinen Spaß!

Palim-Palim, ich hätte gerne eine Flasche Pommes Frites, höhö..." - wer erinnert sich nicht gern mit leichter Gänsehaut an den "gespielten Witz" mit Dieter Hallervorden, diesen Klassiker der Fernsehunterhaltung aus der präpubertären Holzhammer-Ära des 70er-Jahre-TVs. Eine Zeit, als man sich noch darüber kringelig lachte, wenn Ilja Richter schlecht gereimte Pointen-Killer in die Kamera näselte, oder wenn Ingrid Steeger bei Klimbim im Schnellvorlauf die Möpse aus der Bluse hüpften. Was für ein Spaß... nun, diese Zeit schien mir zurecht begraben und vergessen - doch plötzlich holt die ARD den Spaten aus dem Schuppen und buddelt den alten Didi wieder aus! Und als wäre er der Ötzi der Flimmerkiste, pfeffern sie den Urzeit-Witzbold ruckzuck in die Mikrowelle und servieren ihn lauwarm in einer bereits mehrfach zu Tode gekochten Fertig-Show. "The Return of Verstehen Sie Spaß?" oder auch "Jurassic Joke" - die ARD als "Heiße Hexe" des Humors. Da schläft man in der ersten Reihe (sowie in allen dahinter). Doch das Schlimmste: Wer überhaupt zehn Minuten mittelmäßiger Überraschungsfilmchen mit der verfickten Kamera sehen will, muss dafür zur Strafe mindestens anderthalb Stunden der schlechtesten Sketche des ausgehenden Jahrhunderts von und mit Dieter Halbverstorben ertragen. Nein danke, dann doch lieber wieder den grinsenden Kurt Felix mit der Hand am Hintern von Paola - die wussten wenigstens, dass sie langweilig waren. Also, liebe ARD: Was ist los mit Euch? Habt Ihr einfach keinen Bock mehr? Ihr seid ja schon über 40, da beginnt die Midlife-crisis - wollt Ihr die Brocken hinschmeißen und 'nen Ökosender im Kabelnetz eröffnen? Seid doch endlich mal ehrlich und gebt zu, dass die Rundfunkgebühren ohnehin nichts anderes sind als eine Art Zuschauer-Solidaritätszuschlag zur Finanzierung der Therapiemaßnahmen für geisteskranke Fernsehredakteure. Aber fragt uns nie wieder mit so einem Samstagabend-Sendeloch, ob wir Spaß verstehen - das ist Volksverarschung. Kauft Euch von mir aus noch eine Flasche Pommes Frites oder eine Dose Kleinhirn, aber vergesst niemals: Lügen haben kurze Beine... und so wie Ihr das Publikum bescheißt, müsste Euch schon der Sack am Boden scheuern.


Vorsicht: Senderwahn!

Es ist doch erschütternd! Heute kann man nicht mal mehr in Ruhe ein gutes Stück Fernsehen genießen, ohne Angst haben zu müssen, sich mit irgend etwas zu infizieren. Seit vor allem die Privaten vor ein paar Jahren anfingen mit B.S.E. (Billigen Scheiß Einkaufen), besteht ja quasi überall Verblödungsgefahr. Und wie die ersten tragischen Fälle von klinischer Vokalarmut oder Menschen, die in der Fußgängerzone um Konsonanten und einen Extradreh betteln, ja deutlich beweisen, ist Senderwahn sehr wohl auf Zuschauer übertragbar. Dabei beschränkt sich die Gefahr ja schon längst nicht mehr nur auf einzelne Sender - keiner kann letztendlich mehr herausfinden, aus welcher Station welche Show in Wirklichkeit an den Rezipienten vor der Mattscheibe geliefert wurde. Nimmt man z.B. eine Serie wie "Klinik unter Palmen" oder "Durchfall unter Ulmen" oder wie dieser Murks noch mal hieß. Klaus-Bärbel Wussow als schwarzwaldgeschädigtes Halbhirn in Weiß, der doofen Eingeborenen zeigt, dass eine halbe Aspirin im Whisky immer noch besser wirkt als zwölf Voodoo-Nadeln im Hintern. Lief in der ARD, hatte gewissermaßen den kulturellen Unbedenklichkeitsstempel - aber wer sich diese verschnarchte Schmalz-Schmonzette wirklich bis zum Ende reinzog, merkte sehr bald, dass sich ihm das Denkorgan im Schädelinneren vor Schmerz zur Größe einer Trockenpflaume zusammenschrumpelte. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass es sich bei diesem bebilderten Sendeloch eigentlich um den Inhalt eines alten Groschenromans aus der Serie "Dr. Grabbel, Hodenarzt aus Hoyerswerda" handelt. Ein zugekokster RTL-Redakteur hatte es für teures Geld von seinem zurückgebliebenen Schwager gekauft und aus Frust gefressen, als sich herausstellte, dass dieser Palmenquark selbst für Wörthersee-infizierte RTL-Voyeure nicht zu ertragen wäre. Als der Flop aufflog, landete er in der Thomaschen Knochenmühle und später mit ein paar Sägespänen in einem lauwarmen Nowottny-Burger in der WDR-Kantine, wo er nun über die Nahrungskette in das öffentlich-rechtliche Verdauungssystem aufgenommen und auf dem Bildschirm ausgeschieden wurde. Und der unschuldige Zuschauer guckt es und wird blöd. So ungerecht kann die Natur sein!


Schreinemakers ist ein Mann!

Ja wirklich, ich habe das die letzte Woche selbst gesehen! Sie ist ein Er, grinst immer etwas schwul, trägt bunte Jacken und heißt eigentlich Jörg Woronta oder Camorra oder so. Irgendwer sagte mir allerdings, ich würde mich irren. Auch wenn es einem nicht unbedingt gleich ins Auge fällt, Schreinemacke ist sehr wohl eine Frau: Sie hat zwar eine Stimme wie ein kaputter Kassettenrecorder, viel zu großes Zahnwerk und kurzes Stoppelhaar am Kopfende, aber dafür heult sie andauernd wie Oma Walton beim Zwiebelschneiden und ist immer ein paar Monate im Jahr ziemlich schwanger. Dieser andere Typ, Wumbumba oder wie der noch mal heißt, ist nur so eine Art Praktikant oder Urlaubsaushilfe der Sat.1-Jobvermittlung und hat sogar selbst eine Sendung, in der man flennen kann. "Bitte melde mich" soll die heißen oder "Bitte melde dir" und handelt von Leuten, die eigentlich auch gar nicht mehr da sind. Ich verstehe das allerdings nicht so richtig - warum macht der Typ eine Show, die so heißt wie jemand ganz anderes? Ist das auch bei anderen Sendungen so? Ist Ilona Christen in Wirklichkeit Hans Meiser? Gottschalk seine eigene Friseuse? Fliege doch ein Mensch? Und wenn Wontorra doch er selbst ist und Schweinebackers nicht Barbara Eligmann, warum nennt er dann seine Sendung nach einer fremden schwangeren Frau? Ist er der Vater? Will er anonym bleiben und die ganze Schuld für die vergeigte Show auf eine andere abwälzen? Ich finde das ein bisschen feige und sehr verwirrend. Was kann man dem Fernsehen dann überhaupt noch glauben? Will es gar nicht wirklich nur dem Zuschauer dienen, auf dass dieser aufs Feinste unterhalten werde? Arbeiten bei den Öffentlich-Geizigen gar nicht alle ehrenamtlich, trotz Finanzierung durch GEZ-Spenden? Fasst Lippert doch nicht jedem gleich an die Hose? Und haben Vulkanier vielleicht gar keine spitzen Ohren? Ach, das ist doch alles Blödsinn... demnächst erzählt mir noch irgendwer, dass da gar kein Pferd auf dem Flur steht, die Wildecker Herzbuben unter Magersucht leiden oder die Kelly Family dieses Jahr schon duschen war. Nein, ganz ehrlich, liebe Medien - alles lasse ich mir von Euch auch nicht erzählen!


Jetzt schon an Weihnachten denken

Nennen Sie mich einen verstaubten Bürokraten, einen voreiligen Naseweis oder auch einfach einen drömeligen Furzknoten, aber ich habe meinen Weihnachtsbaum schon jetzt aufgestellt, geschmückt, umtanzt, zersägt und bereits wieder an den Straßenrand gestellt. Alles in nur zwei Tagen. Okay, Weihnachten, jetzt kannst du von mir aus ruhig vor der Tür stehen - ich hab's dir schon besorgt! Während sich im Dezember die anderen Herden-Hirnis in den Kaufhausschlangen die Arschbacken wundstehen, sitze ich gemütlich daheim, bemale schmunzelnd das ein ums andere Osterei und murmle bewundernd zu mir selbst: "Junge, was bist du doch verdammt crazy drauf!" Sie glauben, jetzt bin ich endgültig verrückt geworden? Okay, Freund Neunmalklug, dann sprechen Sie doch mal mit der ARD: Dort arbeiten - angeblich - kluge Leute, nach eigenen Angaben tun die sogar noch viel klüger sein als die bei RTL und den doofen Privaten, und die haben vor knapp einem Monat auch einfach schon mal die Weihnachtsfolge der finalen Rettungswitz-Serie "Familie Heinz Becker" gesendet. Na also - was die schlauen Schrumpfköpfe aus der ersten Reihe der Versagerkolonie können, kann ich schon lange. Dabei ist das ja gar nicht mal so blöd von denen, wie es auf die ersten Blicke aussieht. Jetzt gibt es Sendeplätze, das Thema ist noch unverbraucht, und die ARD kann endlich mal wieder sagen, sie hätten ein interessantes Sujet noch viel dolle früher als alle anderen behandelt. Von wegen verschnarchter Beamtensender! Haha - den Spöttern ins Gesicht gelacht und gleich hinterdrein noch im Juli die Silvestergala ausgestrahlt. Und wenn die zweiten bis achtundzwanzigsten Programme dann lahmarschig am 31.12. angekleckert kommen und die gammeligen Hecks und Steiners für ihr Feuerwerk der Rohrkrepierer aus der Urne kratzen, schlägt sich die Intendanz schelmisch auf die Schenkel, zündet sich eine Zigarre an und lächelt überlegen: "Das Thema ist doch durch, das hatten wir schon vor einem halben Jahr!" Sehen Sie selbst: Die ARD ist ihrer Zeit halt immer etwas voraus... Jetzt hat sie sogar schon den Verstand verloren, bevor andere ihn überhaupt gefunden haben.


Die Werbung lügt!!!

Das ist nichts Neues, das weiß jeder. Geisteskranke Frauen, die wirklich glauben, das mit ihrem Nachbarn würde nur wegen der speckigen Weingläser nicht klappen, kann ich nur auslachen. Und Männer, die sich früh am Morgen von ihrer bekloppten Freundin aus dem Schlaf jagen lassen, um sich anzuhören, dass die Lätta alle ist, kann ich nur bedauern. Soll die blöde Kuh doch neue kaufen und sich in die Haare schmieren, aber mich nicht wecken! Ich ruf ja auch nicht nachts beim Papst an und erzähl' ihm, dass ich kein Klopapier mehr habe! Als Kind ließ ich mich von den Produktionsinformationen allerdings noch ganz schön verscheißern, das muss ich zugeben. Ich glaubte wirklich, meine Zahnpasta würde von umgeschulten Bibern hergestellt. Was aber richtig gemein war: In der prä-nutellaralen Ära gab es kotfarbene Nuss-Kobalt-Cremes namens "XOX" und "Käpt´n Nuss", die behaupteten, der Verzehrer der braunen Zuckerschmiere würde durch sie schier unmenschliche Superkräfte erhalten. Ich fraß das Zeug kübelweise, wurde aber nur immer kleiner und fetter. Und der blöde Käpt'n Nuss konnte sich durch meine Kohle bald den Arsch vergolden lassen, der doofe Sack. Heute lasse ich mir so leicht nichts mehr erzählen. Ich weiß, dass man mit einer Dose Heringsfilet keine schöne Frau in die Wohnung lockt (ich habe alle Sorten durchprobiert!), und dass Götz George sich nie im Leben für eine billige Flasche Schaumwein vom Geländer schwingen würde. Gut, Werbung ist also unehrlich, akzeptiert. Das nehme ich ihr nicht mehr übel. Aggressiv werden kann ich allerdings, wenn sie uns für absolute Volltrottel hält. Wen ich z.B. richtig hasse, das sind diese neunmalklugen Arschgeigen, die andauernd Kaugummi fressen und dann "eine pfiffige Idee haben". Zu blöd zum Geradeauspissen, aber kaum haben sie einen Freshmaker im Hals, wird ihr IQ zweistellig. Ein pickeliger Furzknoten, der eine Pocket-Kamera um seinen Hühnerhals hängt und sich so auf eine Pressekonferenz schmuggelt, ein kleines Sackgesicht, das im Stau einfach crazy durch ein Auto durchlatscht - mein Gott, warum haut denen nicht endlich mal einer in ihre grinsende Fresse? Auf die Idee müsste man doch eigentlich auch ohne Kaugummi kommen!


Morgen werd' ich Pop-Star!

Das habe ich mir fest vorgenommen. Pop-Stars haben es gut, die haben ein tolles Leben. Sie sind reich, berühmt, verrückt und werden mit Teddybären beworfen (quasi die Visitenkarte des weiblichen Groupies unter 14). Manchmal benennt man sogar VWs nach ihnen - nach mir bisher noch nicht mal einen Fiat Panda oder eine Mofa. Das ist doch ungerecht! Was tun diese Typen schon dafür? Gar nichts! Dieser weiße Neger zum Beispiel - packt sich an die Klöten, fiepst wie ein Hamster, der sich den Schwanz im Laufrad eingeklemmt hat, und lässt sich jeden zweiten Montag liften. Na toll! Ab und zu flüstert er noch durch die Gasmaske, dass er alle liebt, aber wegen der Bakterien lieber nicht anfassen möchte, und dass er das ganze Elend auf der Erde irgendwie gar nicht so superklasse findet, was ihn und seinen Affen bisweilen sehr betroffen macht. Von Zeit zu Zeit unterhält er sich auch mit Staatsanwälten, wobei es sich thematisch meistens um seinen Schniedel dreht - entweder hat irgendein Kind zuviel oder seine Ex-Beinahe-Frau zuwenig davon gesehen. Mal ganz ehrlich - das kriege ich auch noch hin! Oder nehmen wir nur mal diese ganzen widerlichen Boy-Groups: jeweils vier bis sechs junge Ärsche, die geschult wurden, selbige immer gleichzeitig von links nach rechts zu schieben und sich nie das Hemd zuzuknöpfen. Einzige Bewerbungskriterien: Sie müssen blöd genug sein, absolut jeden Scheiß mit sich machen lassen und zusammen auf ein Bravo-Poster passen. Ob die sich dann "Leck That", "Kack in the Eck" oder "Brains Apart" nennen, ist vollkommen egal. Hauptsache, sie fallen beim Tanzen nicht allzu oft hin. Vielleicht gehe ich aber doch lieber in die Techno-Szene. Da muss ich nur laut eine Handvoll englischer Wörter aus dem Langenscheidt auf ein Humpta-Humpta-Bett brüllen und fertig. Okay, für eventuelle Interviews und Live-Auftritte müsste ich mir noch ein paar Teile des Gehirns veröden und etwas Hoden- und Zungenpiercing machen lassen. Dann hüpfe ich nur noch auf der Stelle und fuchtele mit den Armen, während vollbusige Exotinnen in peripher angedachten Ideen von Kleidung um mich herumtanzen und mich um etwas Hilfe bei ihrer sexuellen Befriedigung anbetteln. Gut, man ist ja auch kein Unmensch... Danach muss ich nur noch die Millionen kassieren und einmal im Monat ein Hotelzimmer demolieren. Ach, wird das herrlich!


Der Sender zur CD

Die Öffentlich-Rechtlichen haben es schon schwer. Während die bösen Privaten ihre Filme auch noch abends nach jedem dritten Satz für finanzträchtige Blasentee-Werbung unterbrechen dürfen, können sie lediglich die GEZ-Gebühren erhöhen und über den fortschreitenden Verfall der Medienkultur jammern. Aber ganz blöd sind die Abzocker aus der ersten Reihe ja auch nicht. Das Zauberwort für Kohle aus der Gesäßtasche der Werbewirtschaft heißt "Sponsoring". Das bedeutet einfach, man lässt die "Tagesschau" von "Salmonella", dem Vanille-Eis mit herzhafter Fischglasur, präsentieren oder "aspekte" von "Drink & Go", dem ersten Kaffee, mit dem man sich auch die Haare waschen kann. Dazu kommt das überall beliebte "Merchandising". Zu jeder noch so stinklangweiligen Vorabendserie, sei es über triebgestörte BWL-Studenten auf dem Ponyhof oder debile Schweinehirten im Alten Land, gibt es das Buch zur Serie bzw. zum Wegwerfen. Dazu die Tasse und die Kappe und das Zäpfchen. Aber noch viel besser ist ja die sogenannte "CD zur Sendung" - und in dieser Marktnische scheint sich das ZDF neuerdings zu einer Art MTV der Frührentner zu mausern! In der Zeitung steht z.B.: "Das Beste von Judith und Mel"! Aha, welch lustiger Antagonismus, denkt man sich, etwa wie "Das Schönste aus offenen Geschwüren" - und man erwartet eine Stunde gewohnt gruseliger Gesangsattentate der Gandersheimer Gesichtsbaracken. Doch plötzlich merkt man, dass in Wirklichkeit nur ein Tonträger, der schon durch seine schiere Präsenz dem Kunden in der HiFi-Abteilung das Blut im Hirn gefrieren lässt, vom ZDF ein 60-Minuten-Promotion-Video geschenkt bekommen hat. Nette Geste. Oder noch besser: Die Flippers! Zwei grinsende Schlagermumien im Glitzerfummel, die für mich immer aussehen wie ein farbenblindes Friseurpärchen aus Bottrop, die den Altkleidersack von Siegfried und Roy gemopst haben, begleitet von Schweinchen Dick mit Dauerwelle an der Kindertrommel. Und kaum haben die ihre CD "Liebe ist..." (...eine Flipperflosse auf der Pizza Tonno) auf den Markt geschmissen, finanziert das ZDF dem Thunfisch-Trio auch noch ihren Sommerurlaub und lässt die drei Kitsch-Kasper Bella Italia volljohlen, bis den Einheimischen die Tomatensoße von der Nudel rutscht. Und alle zwei Minuten hält einer die CD in die Kamera und grinst wie ein zugekokster Gebrauchtwagenhändler. Für die einen war es so eine Art Sendung, für die anderen der längste Werbespot der Welt! Mir war einfach nur schlecht.


Möchte noch jemand Eis?

Wer ins Kino geht, muss damit rechnen, sich aufzuregen. Egal, ob über den Zwei-Meter-Riesen mit Bischofsmütze, der sich auf den letzten freien Platz vor dich setzt, den Fußpilz-Züchter im Rücken, der seine schuhlosen Schweinemauken auf deiner Kopfstütze platziert oder über die sprechende Amöbe im Stimmbruch, die in hirnlosem Eifer und megaphonischer Lautstärke absolut jede Szene kommentiert, unwissend, dass seine dämliche Drecksmeinung weniger interessiert als der Furz einer kretanischen Bergziege bei Sonnenaufgang. Okay, all diese Übel lassen sich mit einer vernünftigen Konversation oder einem gezielten Schlag aufs Maul notfalls noch beheben - aber einem Übel kann niemand entfliehen: der obligatorischen Langnese-Werbung! Selbst wenn man das Eis mag und vielleicht sogar kaufen wollte: Die Doofenfilme aus dem Haus der Hirnschmelze verderben einem auch den letzten Rest Appetit! Like Scheiß in the Sunshine - ulkige Klischee-Vollidioten am Strand fressen Eis und haben Spaß. Mann, haben wir gelacht - allerdings nur einmal. Beim zweiten Mal noch geschmunzelt, beim dritten gegähnt und beim viermillionstenmal in Agonie geschrieen! Eine Werbung, die mehr über ihr Publikum aussagte als über ihr Produkt, denn man wusste immer: Wer sich hierbei noch die Schenkel klopft, ist entweder rettungslos verblödet oder seit der Premiere von "Quax, der Bruchpilot" nicht mehr im Lichtspieltheater gewesen. Anyway, dachten sich die klugen Kreativ-Cornettos, wer sich hundertmal den gleichen Flutschi-Finger in den Hals steckt, kann auch tausendmal den gleichen Witz ertragen. Selbst den von dem ach so witzigen Fettwanst, der sich im Hawaii-Hemd durch die Programme zappt, bis ihn seine noch fettere Frau wieder zurückholt. Unlustig bis zur Schmerzgrenze - aber so schmeckt nun mal der Sommer: Nach Schweiß, Sonnenöl und Mückensalbe. Lecker. Kurze Zeit vorher gab es auch mal putzige Buschmänner, die für Massa-Zuschauer schönes Langnese-Film auf Elefantenleinwand abspielten. Ja, weißer Eismann sein gut zu dummer Schwarzhaut! Wahrscheinlich auch gar nicht rassistisch gemeint, und irgend jemand hatte in Nogger nur den ersten Vokal verwechselt... Die Krönung aber der Nachfolger "Cool Kisses" - zwei quietschfidele Yuppies zum Knutschen mit der Großhirnmasse eines Eiskonfekts feiern Hochzeit und erleben dabei Ulkiges. Da lachte keiner mehr. Man wollte nur noch schießen. Ich und mein Magnum - für die einen ist es Gewalt, für die anderen die kürzeste Scheidung der Welt! In diesem Sinne: Leckt mich doch!


Nachts, wenn die Sender schlafen...

Was geschieht eigentlich im Fernsehen, wenn die kleinen Sender müde sind, sich ihre Äuglein reiben und die MAZ ausknipsen? Was gähnen ZDF und RTL in den Äther, wenn der Sandmann Stolte in sein Bettchen gebracht und Thoma den Nuckeldaumen in den Mund gestopft hat? SAT. 1 und RTL z.B. versuchen uns weiszumachen, dass echte Helden gar keinen Schlaf benötigen und sie deshalb rund um die Formatuhr für ihr hochgeschätztes Publikum auf den Beinen sind. Was natürlich Quatsch ist, denn aus den Gräbern der Geschmacksverwesung steigen nach Mitternacht lediglich ausgelutschte Laber-Zombies in erbarmungslos blutleeren Talk-Show-Wiederholungen, denen ob ihrer geistigen Totenstarre nicht einmal mehr ein Holzpflock durch die Fernbedienung etwas anhaben kann. Ganz anders das ZDF, wo stundenlang ein orientierungsloser Praktikant über öde Landschaften juckelt und einen Parkplatz sucht. Vergeblich wird man darauf warten, dass er mal lachend einen Blumenkübel ummöllert, hupend am Krankenhaus vorbeirast oder eine alte Oma in den Graben drängt, denn schließlich ist man beim ZDF (Züchtige Deutsche Fahrschule), da bremst man auch für Schwarzseher und hält nicht mal zum Pinkeln an. Da ist man bei VOX schon kreativer, lässt nach Sonnenuntergang selbige wieder aufgehen und zeigt die Urlaubsvideos des Kameramanns aus Miami Beach. Ab und zu kackt ein Hund in die Brandung oder es wird eine tote Robbe angeschwemmt. Aber sonst nichts als leere Strände und wohliger Wellengang - quasi "Baywatch" ohne Titten, aber zum Glück auch ohne Hasselhoff. Ähnlich entspannend ist es bei Super RTL - man lässt einfach den Kamin brennen, grillt mal ein Würstchen oder wirft etwas Geld in die Flammen, gibt sich aber sonst der knisternden Langeweile hin. Nur unmerklich spannender als eine abgefilmte Zentralheizung, dafür aber nicht so nervenaufreibend wie die Live-Übertragung aus dem Aquarium im Offenen Kanal. Eine Handvoll Fischstäbchen im Rohzustand schwimmen von links nach rechts, wenn sie ganz crazy drauf sind sogar mal von rechts nach links. So realistisch, dass es bereits häufig zu Beschwerden der Zuschauer wegen des strengen Fischgeruchs in ihrer Wohnung kam - was allerdings nicht am Offenen Kanal, sondern meistens nur an der offenen Hose lag. Na dann gute Nacht!


Micky Maus hat keinen Pimmel!

Donald Duck übrigens auch nicht. Sonst könnte die alte Pottsau sicher auch nicht den ganzen Tag ohne Hose durch Entenhausen laufen. Minnie und Daisy scheint die Genitalarmut ihrer Partner seltsamerweise herzlich wenig zu stören. Früher dachte ich eine ganze Zeit lang, sie hätten ein Verhältnis und ließen sich heimlich von Kater Karlo nageln, aber das stimmt nicht. In ganz Eunuchenhausen läuft zwischentierlich absolut null! Okay, niemand weiß, was wirklich abgeht, wenn die Lichter ausgeknipst und die lustigen Taschenbücher zugeklappt sind. Vielleicht schwingt sich Donald dann mit erigiertem Bürzel in seinen Latex-Matrosenanzug und lässt sich von Tick, Trick und Track in Dagoberts Geldspeicher auspeitschen, vielleicht gehen die Panzerknacker auch gemeinsam duschen, aber das bleibt reine Spekulation. In der Disney-Welt ist eben alles anders. Da haben sich alle lieb, aber ohne anfassen, Schweine können sprechen und nicht nur faul auf dem Teller in der Soße liegen, und Pluto pinkelt nie auf den Teppich. Niemand muss jemals traurig sein, denn wenn man den Krebsbefund bekommt, tanzt dazu ein heiteres Mäuseballett. Das Leben kann so schön sein, wenn es gemalt ist! Und gegen ein bisschen käuflichen Optimismus ist ja auch wahrscheinlich nichts einzuwenden. Ich habe als Kind auch lieber "Das Dschungelbuch" gesehen als jede noch so gut gemachte "SPIEGEL TV-Reportage", und das geht mir heute eigentlich immer noch so. Inzwischen allerdings scheint den malenden Kommerzkaspern aus dem kulturellen Disneyandertal ja wirklich absolut keine Peinlichkeit mehr plump genug zu sein. Nach "Pocahontas", der pastellfarbenen Aufarbeitung der Indianervertreibung, folgt nun - kein Scherz! - die Zeichentrickversion von "Der Glöckner von Notre Dame"! Ein Sackgesicht zum Knutschen verknallt sich unglücklich in die scharfe Wuchtbrumme Esmeralda, bimmelt sich den Buckel schief und am Ende singt das lustige Depri-Monster mit ihr und dem sprechenden Mauervorsprung "I'm Too Sexy". So kann man ein gotisches Drama natürlich auch interpretieren. Auf Erden klingeln die Kassen, und im Himmel zertrümmert Victor Hugo schreiend seine Harfe, während auf CD die Musical-Version von "Les Miserables" läuft. Wie wär's denn vielleicht als nächstes mit "Walt Disney's Holocausty" (Alternativtitel: "Goofys Liste") oder "Tschernobilly, der auseinander fallende Elefant"? Es lebe die Trivialität des Tragischen!


Mission: Recycable!

Hurra, Flipper ist wieder da. Und sogar im Kino. Na gut, nicht der ganz echte von damals, der ist schon längst zu dreimal Mittagstisch in der Pizzeria Pinocchio verarbeitet worden. Ist jetzt halt ein anderer Schauspieler, aber er riecht immer noch nach Fisch, ist glitschig und kann gerufen werden, indem man mit einer Blechtröte ins Wasser furzt. Nennen Sie mich von mir aus einen verschnarchten alten Zauselsack - aber irgendwie finde ich es schön, wenn man seine Fernsehhelden von damals heute im Kino wieder sehen kann. Der ewig läufige Richard Kimble, der dicke Captain Kirk, der fledermäusige Flatterheini Batman - sie alle kamen zurück. Sogar den ollen Zossen Black Beauty ließ man letztens noch einmal ein paar Pferdeäpfel auf die Leinwand abseilen, bevor er zu seiner letzten Autogrammstunde in die Freibank trabte. Aber warum klappt das TV-Recycling eigentlich nur im Ausland? "Mission: Impossible" wird ein Mega-Hit auf der ganzen Welt - aber wo bleibt zum Beispiel "MS-Franziska - Der Film"? Oder "Manni, der Libero, returns"? Haben wir Deutschen etwa keine weggeworfenen Serien, die es wert wären, wiederverwertet und nostalgisch gehuldigt zu werden? Okay, wir waren immer etwas betulicher als die anderen. Während in den USA "Starsky & Hutch" mit gespannter Knarre einen Flickflack über das Autodach machten, schnallte sich hier "Der Bastian" die Fahrradklammern um die Cordhose. Na und? Jedes Land bekommt das, was es verdient! Die Amis hatten "Bonanza", aber wir "Die Hesselbachs"! Und was ist schon "Der weiße Hai" gegen einen "Blauen Bock"? Ein paar lustige Homos ins Drehbuch und wir haben einen Nr.-1-Hit mit "Neues aus Schwulenbusch"! Und mit Til Schweiger und Katja Riemann als Ratz und Rübe könnte man sogar "Rappelkiste" zum Kinohit machen! Sollte das alles trotzdem nicht hinhauen, dann hilft nur noch eine Co-Produktion aus Hollywood. Es muss ja nicht gleich "Speed 2 im Kli-Kla-Klawitterbus" oder "Nightmare on Forellenhof" sein, aber die "Addams Family" hätte man doch in Deutschland mit anderen Namen hervorragend als "Diese Drombuschs" verkaufen können. Und warum verfilmt Quentin Tarantino nicht "Derrick" mit Clint Eastwood und John Travolta als Harry? Ich jedenfalls plane schon heute die Spielfilmversion von "Kalkofes Mattscheibe" mit Bruce Willis als sympathisch-schüchternem Fernsehkritiker, der allein mit zwölf GEZ-Fahndern im Fernsehturm eingeschlossen wird. Titel: "Kalk Hard - Ihr mich auch"! Wir sehen uns im Kino!


Mathe, Deutsch und Fernsehen

Noch nie habe ich verstanden, warum es mich als präpuberteren Pennäler interessieren sollte, mit wie viel Ärmchen das fummelfreudige Sauerstoffatom nach dem schüchternen Wasserstoff grabscht, damit sie zusammen ein Bächlein machen können. Auch wollte ich nicht wissen, wie viel die dritte Wurzel aus 729 ist. Ich fand immer, das ging höchstens die dritte Wurzel aus 729 was an, vielleicht noch ihre Familie, aber sicher nicht mich. Und welche Farbe der Bauch des Stichlings-Männchens annimmt, wenn er scharf auf irgendeine vorbeischwimmende Makrele ist, war mir, mit Verlaub gesagt, extrem scheißegal. Wenn der blöde Fisch unbedingt ficken will, dann soll er, aber möglichst leise - und wenn er sich dazu die Plauze anpinseln, die Schuppen fönen oder sich gegrillt auf ein Toastbrot legen muss, ist das seine Sache. Mich tangierte das nicht einmal peripher, ich wollte vielmehr wissen, was Hopsing denn den Cartwrights diese Woche wohl Seltsames gekocht hatte und warum es auf der Ponderosa keine Katzen gab. Oder wieso auf allen fremden Planeten, die das Raumschiff Enterprise ansteuerte, die Außerirdischen ihre Felsen von innen mit bunten Glühbirnen beleuchteten wie beim Laternenfest der Kreissparkasse. Aber das erklärte mir niemand. Wieso eigentlich nicht? Warum gibt es "Fernsehen" nicht endlich als Schulfach? Die armen Kinder müssen lernen, wie man auf Lateinisch eine Vanillemilch bestellt oder hässliche Linoldrucke aus alten Küchenfliesen zusammenpanscht, aber keine meiner knorrigen Lehrerinnen hat mir je erläutert, wie man einen Videorecorder programmiert oder was man tun soll, wenn zwei tolle Filme gleichzeitig laufen. Da versagt das deutsche Schulsystem. 82% der Kids heutzutage wissen noch nicht einmal, dass es auf ihrer Fernbedienung überhaupt einen Abschaltknopf gibt, irgendwo zwischen RTL und Lauterstellen. Warum gibt es kein Fach, in dem man den jungen Menschen erklärt, dass David Hasselhoff lediglich ein sprechendes Brusthaartoupet und "Baywatch" nur Fiktion ist, normalerweise an den Stränden nur dicke Frauen mit geröteter Speckschwarte liegen und dass die Titten von Pamela Anderson nur mit einer chirurgischen Fahrradpumpe aufgemopst wurden, allerdings explodieren können, wenn man zu stark rubbelt? Solange die Medienpädagogen nur mit dem erhobenen Zeigefinger in der Nase bohren und über den schädlichen Einfluss der Glotze jammern, wird bei ihrer Arbeit außer dicken Popeln jedenfalls nichts herauskommen.


Kopulier mir!

Ganz, ganz früher so gegen damals, war alles einfacher. Wenn der Mann eine Lebensabschnittsgefährtin suchte, die ihm die Fellunterhosen bügeln und die Höhle klinkern sollte, schlurfte er - sofern er das Aufrechtgehen bereits beherrschte - einfach zum Dinosaurier-Grillplatz, grunzte zweimal und donnerte dem nächstbesten Nichtschwänzler seinen Holzprügel auf die Omme. Ein paar Jahrhunderte später musste er sich schon etwas mehr Mühe geben. Zusammengelogene Komplimente und geklaute Blumen, ein Kniefall und Geschmeide - der güldene Verlobungsring wurde zur Keule des modernen Mannes. Doch es sollte nur wenige Jahrzehnte dauern, da war es die Frau sogar selber, die - sofern auch sie schon aufrecht gehen konnte - am Samstagabend mit Mini-Pli und Mini-Rock loswackelte, um sich ihren Begattungshelfer höchstpersönlich zu erwählen. All diese hübschen Formen des spontanen Kennenlernens scheinen heute jedoch ausgestorben zu sein. Wer dieser Tage was zum Anfassen sucht, der geht ins Fernsehen. Denn töffelig herumgebaggert wird längst nicht mehr nur in der verwarzten Vorstadt-Fummeldisco, sondern auch auf dem Bildschirm. Wo einst nur in der ARD ein hagerer Holländer gelangweilt aufgebrehzelte Bürokauffrauen fragte, welche der drei pomadebeschmierten Arschgeigen denn nun ihr Herzblatt sein sollte, kamen schon bald die Quoten-Trüffelschweine der übrigen Sender aus ihren moderigen Kreativ-Katakomben gekrochen und jagten gleich dutzendweise fröhliche Geschlechtsverkehr-Vorbereitungs-Shows durch den Äther. Von Verzeih mir bis Besorg´s mir und Verpiss dir, von Sommer sucht Sprosse bis Fisch sucht Dose und Redakteur sucht Gehirn - in jeden Topf passt ein Teckel, und Quote bringt es außerdem. Wer zu dösig ist, eine "Frustrierter Erdkundelehrer mit Einbauküche und eigener Cordhose sucht junge Thailänderin mit viel Toleranz" - Anzeige aufzugeben, meldet sich halt bei Nur die Liebe zählt oder Wen die Pflaume quält oder lässt sich gleich von Linda, der sprechenden Scheiblette, zum zukünftigen Scheidungsopfer machen. Kein Aspekt der gescheiterten Zwischenmenschlichkeit, der noch nicht im Werberahmenprogramm zu sehen ist. Obwohl, - Mord oder Scheidung als Nachfolger von Geld oder Liebe, Flitterfickeln oder Die Onan- und Wixie-Show könnte ich mir schon noch vorstellen.


Das Glüxrat nahch der Rechtschraibrevorm

Zweimal täglich nach dem Essen frage ich mich selbst: Was bringt uns eigentlich die Rechtschreibreform? - Bisher jedoch ohne befriedigende Antwort meinerseits. Okay, vielleicht darf man jetzt "furzender Fickfrosch" mit "V" schreiben, aber ehrlich gesagt sollte man das als anständiger Mensch ohnehin lieber gar nicht zu Papier bringen. "Die armen Schüler müssen nicht mehr soviel Rechtschreibung büffeln!" mag ein pelziger Pullunder-Pädagoge sich aus dem Marmelade-verklebten Vollbart nuscheln, aber weiterhin frage ich, wozu das gut sein soll! Damit die faulen Bratzen jeden Tag noch zwei Stunden mehr mit In-Line-Skatern in der Fußgängerzone Omas über den Haufen fahren können? Glauben Sie ja nicht, die kleinen Mitesserplantagen würden einem das alles danken! In Zukunft wird jeder Erwachsene, der "fotografieren" in alter Tradition des Absurden noch mit "ph" schreibt, von vorlauten Rotznasen öffentlich ausgelacht und als altmodisch-verkalkter Schnarchsack denunziert werden. Und das alles nur, weil wir einen Kanzler haben, der im Diktat immer eine fünf hatte, und in Bonn jeder zweite Abgeordnete ein abgeschlossenes Legasthenie-Studium vorzuweisen hat. Und weil es denen peinlich ist, ohne Sekretärin nicht einmal den Einkaufszettel für den Aldi fehlerfrei auf die Küchenrolle kritzeln zu können, spülen sie eben mal fix unsere seit Jahrzehnten mühsam verkorkste Rechtschreibung in das imaginäre große Klo. Aber hat sich schon mal jemand darüber Gedanken gemacht, was das für Konsequenzen für das Fernsehen hat? Wie schreibt man beispielsweise in Zukunft ZDF? Oder Ilona Kristen? Und was wird überhaupt aus dem "Glücksrad"? Ich sehe schon jetzt vor meinem geistigen Auge, wie Maren Gilzer panisch zwischen Vokalen und Konsonanten umherzappelt, bis ihr die Laufmaschen in die Strümpfe schießen und sie vor Angst zu sprechen anfängt, wenn sie bemerkt, dass plötzlich die Gesetze der Rechtschreibung außer Kraft getreten sind. Und schon heute freue ich mich darauf, wie sich bei Meißner das Gehirn auf "Bankrott" dreht und Peter Bond das versteinerte Grinsen in die Unterhose poltert, wenn der erste Kandidat nach der Auflösung zu diskutieren beginnt, ob man "Wer das ließt ist doof" nicht hinten auch anders schreiben kann. Mm... könnte zum ersten Mal spannend werden!


Sättigungsbeilage Fernsehen

Reden wir heute mal über das Essen. Um den leeren Magen in den Zustand unangenehmer Völle zu verhelfen, platzierte die clevere Hausfrau früher noch die gemeine Salzkartoffel mit Petersilie-Schuppen neben die irre Rinderroulade. Oder Papa bröselte sich längs des Zigeunerschnitzels überlegen den nicht klumpenden Kunstreis aus Onkel Toms Tüte auf den weißen Teller. Heute jedoch bleibt die Küche kalt, da wird einfach die Sättigungsbeilage aus der Kiste angeknipst. Zu jeder Tageszeit gibt es das passende Fernsehgericht. Während sich bei Sonnenaufgang der noch dösende Darm zu vereinzelten müden Morgenmagazinen recht angeregt entleeren lässt, wird bei den meisten anderen Sendern entweder die passende Seifenoper zum Duschen gereicht oder noch mal schnell der kalte Kaffee vom Vorabend aufgebrüht. Durch den verschnarchten Restmorgen plaudert sich danach das sympathische Schwiegersohn-Model "Kerner" mit sanft einlaufenden Plaudereien, auf dass ja niemandem beim Frühstück die Eier zu hart werden - wobei zum Abschrecken selbiger anschließend die schrill durch das Studio keifende "Vera am Mittag" als Appetithemmer über den Bildschirm walzt. Wenn sich gegen eins die gebeutelte Bürokauffrau ihre Diätsuppe anrührt, läuft gewöhnlich irgendeine amerikanische Krimiserie, wo ein tölpeliger Killer versucht, in einer einsamen Tiefgarage eine kreischende Blondine im Regenmantel auf dem Frauenparkplatz plattzufahren. Zum Käffchen dann ein bisschen "Bärbel" oder einen kleinen Fliegenschiss Betroffenheit, zum Kuchen aber auf jeden Fall eine Portion Ilona, denn die ist noch banaler als Schlagsahne und macht nicht mal dick, höchstens doof. Zwischen den Mahlzeiten gibt es nichts, höchstens als kleinen Snack etwas Gemümmel von "Hans Meiser" oder ein bisschen bewegtes Brusthaar mit silikongefüllter Bikinibeilage in "Baywatch". Lecker wird es erst wieder zum Abendbrot. Da wirbeln im "Glücksrad" bunte Buchstaben durch leere Köpfe, da sagt uns Barbara Eligmann, wie sie heißt, und in "Beschissene Zeiten - Schlechte Zeiten" stümpern sich hoffnungslose Schauspielschul-Abbrecher durch gequirlte Drehbuch-Kacke. Es ist eben nicht zu verhindern im Zeitalter der multimedialen Überfütterung: Das Auge isst nun einmal mit - auch wenn das Gehirn meist hungrig vom Tisch aufstehen muss. Und geguckt wird, was auf den Tisch kommt, sonst gibt es schlechtes Wetter und Bildstörungen. Na dann Mahlzeit - aber für mich bitte keinen Nachtisch!


Gibt es intelligentes Leben im All?

Gute Frage, bisher habe ich noch nicht einmal hier welches entdeckt. Obwohl... haben Sie "Independence Day" gesehen? Von einem deutschen Regisseur, so eine Art intergalaktische Beziehungskomödie: Ein Kegelclub extraterrestrischer Schleimbeutel, ich glaube gespielt von Katja Riemann, macht eine Butterfahrt auf die Erde, bombt sich einmal quer durch die Botanik und wird dann von einer Handvoll fuckin' cooler Americans wieder zurück zu Mama auf den Mars geschickt. Für mich persönlich einer der realistischsten Filme der letzten 200 Jahre. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären ein Außerirdischer und würden von Riegel 7 aus unsere TV-Satelliten anzapfen. Ich schwöre es Ihnen - eine Woche mit Carolin Reiber, "Traumhochzeit" und öffentlichem Schwanzmessen bei Bärbel Schäfer, und Sie würden auch herkommen, um alles wegzusprengen. Das zeugt sogar von großer Intelligenz - und ist eigentlich reine Notwehr, so was hält doch kein Alien aus! Wobei mir langsam auch klar wird, warum die meisten Raumschiffe bisher um diese Welt einen so großen Bogen gemacht haben: Aus nackter Angst, beim Kontakt mit uns Menschen vollständig zu verblöden! Andererseits - wer weiß, was uns die Regierung nicht alles verschweigt. Wahrscheinlich hat man dort bereits eine X-Akte zur Kelly-Family angelegt: Sind sie Nachfahren des ausgestorben geglaubten Homo Syphilis oder außerirdischer Herkunft (siehe auch UFO = Ungewaschenes Filziges Objekt)? Was ist mit dem mutantisch grinsenden Max Schautzer - hat eigentlich irgend jemand gesehen, wie er geboren wurde? Oder ist er vielleicht einem Alien-verseuchten ARD-Redakteur beim Mittagessen aus dem geplatzten Blähbauch gesprungen? Und wer kann schon bei den Darbietungen der "Lustigen Musikanten" sagen, ob es sich dabei um die satirische Umsetzung urdeutscher Brauchtümer handelt oder um ein klingonisches Fruchtbarkeitsritual? Vielleicht kommt ja auch Ilona Christen in Wirklichkeit vom Planeten Ariel - und irgendwie warte ich schon seit Jahren darauf, dass eines Tages Patrick Lindner beim Lächeln die Fönfrisur verglüht und ihm auf offener Bühne die Batterien aus dem Hintern rutschen. Und unser Kanzler... mal ganz ehrlich: Ist der wirklich so dick oder brütet er? Vielleicht bin ich auch der einzige noch existierende Mensch auf der Erde und werde vom Weltall aus mit einer versteckten Kamera gefilmt für die Jupiter-Ausgabe von "Bitte lächeln". Aber egal - eines Tages kommt "Independence Day II - Der Tag, an dem die Zuschauer zurückschlagen!" Und bis dahin kann ich jedem nur raten: Trauen Sie niemandem - denn der Wahnsinn ist irgendwo dort draußen!


Kaffee, Koks & Kinderschokolade

Soweit zum Inhalt der Pausenbrottasche eines durchschnittlichen Viva-Moderators. Und das muss auch gar keine dicke Mami am Suppentopf überraschen, die all diese grünhaarig, nasengepiercten Hibbelköppe mit dem debilen Dauergrinsen bisher immer für ganz anständige Furzknoten gehalten hat So ist das nun mal in den Medien. Ohne Drogen läuft da nix. Oder glauben Sie etwa, all diese irrwitzigen Game-Shows mit Gehirntod als Hauptpreis sind nach einer Tasse Hagebutten-Tee entstanden? Soviel Wahnsinn kann kein Mensch erfinden, wenn er nicht vorher wenigstens mal kurz mit der Nase über den Schreibtisch geschliddert ist. Es gibt Kölner Sender, da werden die kleinen weißen Kreativ-Linien so natürlich ungezwungen ausgeteilt, dass Besucher häufig unwissend davor stehen bleiben, weil sie sie für Zebrastreifen halten. Und wer von uns hat nicht mit einer Mischung aus Sensationsgier, Ekel und Langeweile in den Trash-Gazetten die Geschichte des frisch verknackten Hobby-Koksers Konstantin Wecker verfolgt? Wenn man denen glauben darf, muss der sich ja das Designer-Prickel-Pit säckeweise durch jede nur erdenkliche Körperöffnung gejagt haben, bis er irgendwann gutgelaunt mit einem Strohhalm im Hintern von der Polizei erwischt wurde. Doch wenn erst mal Gras über die ganze Sache geraucht ist, wird auch er auf der Bühne wieder klavierspielend mit der Sucht kokettieren können wie Juhnke mit der Whisky-Flasche. Denn so ist das Show-Business - und dem Publikum ist es ehrlich gesagt auch scheißegal, womit sich der ulkige Wicht im Scheinwerferlicht sein Leben versaut, Hauptsache man hat was zu lachen. Aber was ist denn eigentlich mit den Medien selbst? "Religion ist Opium fürs Volk!" hat mal irgendein schlauer Apotheker gesagt - aber wenn das stimmt, dann ist Fernsehen das Kokain für Sozialhilfeempfänger! Obwohl man natürlich schon unterscheiden muss: Wo ein bisschen Viva noch harmlos ist, quasi der Red Bull im Kabelnetz, oder MTV vielleicht vor der Disco statt Crack oder Speed genommen wird, kann man das ZDF höchstens als eine apothekenpflichtige Dosis Valium durchgehen lassen. Viva II und VH-1 sind der selbstgewickelte Althippie-Joint, Kabel 1 ist Klebstoffschnüffeln und die ARD ist kalter Kaffee. Doch egal, ob man sich Sat.1 drückt, RTL einwirft oder auf das Methadon-Programm "Video" umsteigt - gesund ist das alles nicht!


Frohe Ostern!

Warum eigentlich nicht! Mir ist jedenfalls jetzt nach Ostern! Ich möchte Hasen jagen, Lämmer essen und bei meinem Nachbarn bunte Eier gegen die Fenster werfen. Ich möchte über die Felder hüpfen, auf Krokusse treten und im Gras gefärbte Hundeköttel verstecken. Darauf hätte ich jetzt Lust. Aber nein - ich muss Weihnachten feiern! Nur weil "alle" das jetzt tun, und in den Kaufhäusern die länglichen Schokoladen-Skulpturen zur Zeit einen dicken roten Bierbauch-Seppl auf dem Stanniolpapier haben anstatt eines fröhlichen Karnickels mit Eiern im Rucksack. Ja wer bin ich denn? Muss ich mir von anderen vorschreiben lassen, welches Fest ich zu feiern habe und in welcher Stimmung ich sein muss? Ich will aber nicht wie ein Schaf der Herde zur Krippe folgen oder mich wie ein Lemming vor den Rentierschlitten werfen. Ich möchte auch nicht mehr in einen Supermarkt gehen, um 100 Gramm Mortadella zu kaufen, nur um dort ohne Pause mit Weihnachtsliedern von Roger Whittaker berieselt zu werden und meinen Aufschnitt in Geschenkpapier verpackt zu bekommen. Zu einer Zeit, wo jede Ansammlung von zwei Fischbuden mit einer silbernen Lamettakette in der Auslage zum Weihnachtsmarkt mutiert, jeder Furz nach Spekulatius riecht und sich die Kollegen im Büro billigen Tüten-Rotwein mit Süßstoff in der Mikrowelle warm machen und einem als Glühwein anbieten, da wäre es doch eigentlich ganz erfrischend, beispielsweise zum obligatorischen Betriebskomasaufen in der Firma mal nicht mit roter Zipfelmütze, sondern wuscheligen Hasenohren an der Rübe hereinzuhoppeln. Arbeitet man in der Hierarchie eher im Parterre der Erfolgspyramide, wird man als endgültig durchgeknallter Vollidiot gelten - gehört man zur Führungsebene, wird man die innovative Weitsicht eines Mannes bewundern, der schon immer seiner Zeit ein paar Monate voraus war. Und erst das Fernsehen: Schon jetzt graut mir davor, dass im Dezember in jeder großen Show irgendein längst vergessen gehoffter Promi am Ende als Weihnachtsmann verkleidet seinen Sack ausschütteln wird, am zweiten Feiertag wie immer doofe "Stars in der Manege" alberne Pferde im Kreis laufen und Äpfel abdrücken lassen werden und kein Advent vergehen wird, ohne dass auf mindestens vier Sendern ein Wiener Jung-Eunuchen-Chor "Stille Nacht" gesungen hat. Ohne mich! Singt Halleluja beim Wasserlassen, hackt Bäume um und behängt den toten Torso mit farbigem Plastik-Kitsch und packt den Verstand in Goldpapier - ich geh' jetzt Eier bemalen!


Prösterchen!

Das ist schon ziemlich ekelig... „Prösterchen!" Das klingt nach Reihenhaussiedlung am Nachmittag, nach dicklichen Dauerwell-Damen mit einer aufgeschraubten Piccolo, einem Zwergpudel in der Achselhöhle und angetrockneter Zitronencremetorte im Mundwinkel. Noch schlimmer ist aber „Stößchen"! Wer das beim Schaumwein-Zuprosten sagt, vielleicht noch mit abgespreizten Fingerchen und dem koketten Lächeln einer nassforschen Chefsekretärin kurz vor der Gehaltserhöhung, dem darf man getrost ein- bis zweimal ohne Vorwarnung in die Fresse hauen. Trotzdem sehe ich es schon auf uns alle zukommen - am Silvesterabend zur Mitternacht werden Millionen von Menschen den Kopf in die Konfetti-Schale halten und sich mit billigem Sekt vollschütten, „Prost Neujahr!" gröhlen und versuchen, aus kleinen krumpeligen Bleiklumpen mit der Form eines kackenden Kormorans die zu verkorksende Zukunft zu deuten. Und für ein paar Minuten werden sie sich der schalen Illusion hingeben, mit dem Rauchen aufhören zu können oder dass das neue Jahr vielleicht ja mal nicht ganz so beschissen werden könnte wie das letzte. Vor allem aber wird das Fernsehen sich nach Kräften bemühen, uns den ohnehin bekloppten Abend vollends zu versauen. Nicht „Gaudi-Tretminen und Blödel-Napalm", sondern „Lachsalven und Juxraketen" - hihi, so nennt der spaßvogelige ARD-Redakteur seine Ansammlung totgelachter Rohrkrepierer aus der Sketch-Retorte öffentlich-rechtlicher Heiterkeitsattentate. Und während sich im Ersten der Moik im „Silvesterstadl" die Luftschlange aus der Hose schunkelt, fummelt uns im Zweiten der grinsende Grabbelzoni Lippert in das neue Jahr. Aber nichts gegen Sat.1: Die haben erst Juhnke mit der Promille-Gala und danach zwei Affen beim Sackentlausen in „Die superoberaffengeile Silvesterparty mit Schimpy und Paviani!" Mal unter uns - für so einen Titel wäre man früher noch ausgepeitscht oder von der Mutter des Programmdirektors in den Arsch getreten worden! Und für die Idee von RTL, um Mitternacht das Kölner Silvester-Feuerwerk von Bärbel Schäfer live kommentieren zu lassen, hätte man in der guten alten Zeit dem zuständigen Redakteur ohne Worte eine Handvoll China-Böller in die Unterhose gesteckt. Okay, Hans Meiser liegt zu der Zeit schon in der Heia, und Ilona Christen ist da immer noch beim Vorwaschgang, aber des Schäfers Bärbel, die Knallfrösche interviewt? Nein danke, da besauf' ich mich lieber doch selber, fresse alte Berliner, bis mir der Puderzucker aus den Ohren staubt und spreng' den Fernseher in die Luft. Prost, du blödes neues Jahr - und Stößchen!


Bitte behalten Sie Ihr Geld

Spenden Sie nichts mehr! Schluss mit dem pharisäischen Philanthropen-Geheuchel - der Monat der kollektiven Warmherzigkeit ist vorüber, Sie dürfen endlich wieder Schwein sein und sich für Ihr Geld selber was kaufen. Vorbei die Zeit, in der jeder Sender zwischen die Werbung für Weihnachts-Mon-Cherie, Gänsestopfleber und Tosca, den Süßstoff-Duft für die Hausfrau über drei Zentner, noch schnell einen schwermütig gehauchten Spendenaufruf der Moderatoren dazwischen schob. Nicht etwa, dass es auch nur einen Jung-Yuppie-Redakteur 'nen feuchten Schiss interessierte, ob irgendwem in Afrika der Kopp abfault oder in China 'ne Ratte ins Chop-suey fällt, aber wer in der Vorweihnachtszeit keine Benefiz-Aktion laufen hat, ist nun mal ein gefühlloses Schwein - und eine Schachtel plakatives Mitgefühl für benachteiligte Randgruppen bringt Sympathie und zeigt auch mal den Menschen hinter der Jahresbilanz. Was wirklich aus der Kohle wird, geht komplett am Armani-Arsch vorbei, Hauptsache man hat medienwirksam gesammelt. Was zählt, ist die Aktion und wichtig nur eins: Wer hat die ärmsten Schweine zum Vorzeigen? Je fertiger das Opfer, desto besser für das Image. Ausgesetzte Hunde ziehen mehr als Obdachlose, das ist klar, verhungern allein ist langweilig, aber ein todkrankes Kind schlägt Kriegsopfer mit ohne Arme, tipptopp, so ist das Auto-Quartett der Betroffenheit, weinende Mütter sind immer eine sichtbare Bank, und wenn sich der Show-Master irgendwo noch eine Aids-Schleife anclipsen kann, ist das sogar modisch hip. So trendy kann Wohltätigkeit sein. Und wenn man mal so richtig zeigen will, wie menschlich man drauf ist, dann macht man noch so eine schicke „Wir blasen die Kohle in den Schornstein"-Gala und lässt Promis auf die Torwand schießen, jeder Schuss ein Tausi oder mehr oder gar nix. Der Witz: Das Geld ist irgendwie ja schon da, es liegt im Safe oder in der Portokasse, aber ein bisschen darum spielen, ob die Opfer draußen es auch kriegen, gibt schließlich erst den Kick - das wussten schon die alten Römer! Tod und Spiele, Schnittchen für die Welt und Brot für die Quote - auch Fernsehmacher haben Herz und Pansen! Aber was soll man machen? Wir brauchen nun einmal für jede Emotion einen offiziellen Anlass. Ohne Karneval und amtliche Pappnase trauen wir uns nicht zu lachen, zum Totensonntag ist man traurig und Weihnachten wäre keine Zeit für Mitgefühl. Der Mensch ist eben blöd! Stempel drauf, abheften!